Am Samstag hat es in Österreich erneut einen Rekord an SARS-CoV-2-Neuinfektionen gegeben. 8241 Fälle wurden in den vergangenen 24 Stunden eingemeldet. Somit stieg die Zahl der aktiv Infizierten auf 57.570 an - mehr als St. Pölten Einwohner hat. Unterdessen wurden erstmals seit Beginn der Pandemie mehr als 3.000 Covid-19-Patienten im Spital behandelt. Davon benötigten 432 Menschen intensivmedizinische Versorgung. Die Zahl der Toten stiege um 37 auf bereits 1.377 an.

Mögliche Verschärfungen

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat heute auf Ö1 eine mögliche weitere Verschärfung der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus angedeutet. Solche stehen demnach im Raum, sollten über 850 Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt sein. Aktuell hält man bei rund 420, der tägliche Zuwachs in diesem Bereich war in jüngster Vergangenheit aber enorm.

Die Krankenhäuser seien gut vorbereitet, aber auch unser starkes Gesundheitssystem könne "an seine Grenzen stoßen", sagte Anschober. Noch setzt der Gesundheitsminister auf die aktuellen Maßnahmen des "Lockdown light". Sollte es bis Ende kommender Woche keine erkennbare Besserung geben, müsse man aber schärfere Maßnahmen implementieren. Anschober appelliert auch an die Bevölkerung. Jeder Bürger sei gefordert, seinen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie zu leisten. Zugleich hieß es bereits im Vorfeld, dass es auch schon früher zu schärferen Maßnahmen kommen kann, sollte sich die Lage im Land dramatisch verschlechtern.

Einen verfügbaren Impfstoff in Österreich erwartet Anschober bis zum Ende des ersten Quartals 2021. Dieser würde aber nicht automatisch alle Probleme mit dem Coronavirus lösen - und zunächst auch nicht für alle verfügbar sein.

Schulen sollen offen bleiben

Anschober bekräftigte neuerlich, dass es aktuell keine Pläne zur Schließung von Schulen und Kindergärten in der kommenden Woche gibt. Auch die Frage, warum die Regierung sich im Sommer nicht schon besser auf die drohende zweite Welle eingestellt und beispielsweise viel mehr Contact-Tracer eingeschult hat, sagt Anschober, er habe die Länder dazu angewiesen. Auch die Spitäler hätten sich ausreichend vorbereitet. Ein Problem sei aber, dass mehr hochqualifiziertes Personal nicht so schnell ausgebildet werden kann.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner forderte unterdessen, die Bundesregierung müsse "ihren Blindflug im Corona-Krisenmanagement endlich beenden". Aktuell entscheide es sich, ob das Infektionsgeschehen eingedämmt werden kann oder nicht. Die Regierung handle aber erst, wenn "Feuer am Dach" sei, meinte die frühere Gesundheitsministerin in einer Presseaussendung. Nun sei es Zeit, unabhängige Experten ans Ruder zu lassen. Diese müssten beurteilen, "ob die Maßnahmen der Bundesregierung ausreichen oder nicht".

Wenn nur noch ein Viertel der Corona-Fälle rückverfolgbar ist, "verdeutlicht das den Blindflug der Regierung", meinte die SPÖ-Vorsitzende. Das Monitoring einer unabhängigen Expertenkommission sei "unbedingt erforderlich, um evidenzbasiert Lockerungen und Anpassungen vorzunehmen und um für die Zeit nach dem Lockdown lernen zu können".