Es ist einer der bekanntesten und aufsehenerregendsten Kriminalfälle der Zweiten Republik, dabei deutete am Anfang von Jack Unterwegers krimineller Laufbahn wenig darauf hin. Diese endete jäh mit einer Verurteilung zu einer lebenslangen Haftstrafe im Jahr 1976 – vorerst.

Er hatte eine Bekannte stranguliert und beraubt. In der Haft begann Unterweger zu schreiben – und das sehr erfolgreich. Er lancierte zum gefeierten Autor, wurde als der „Häfenliterat“ bekannt. Unterweger war der Held der deutschsprachigen Literaturszene. Kulturschaffende wie Elfriede Jelinek, Ernst Jandl oder Günter Grass setzten sich erfolgreich für seine Freilassung ein. 1990 kam er ohne weitere Auflagen frei, er wurde zum Inbegriff gelungener Resozialisierung.

delikt Folge 1 – Jack Unterweger

Liebling der "Seitenblicke-Gesellschaft" und Serienmörder

Es folgten Auftritte in Fernsehen, Radio und Artikel in Zeitungen. Unterweger war Teil der „Seitenblicke-Gesellschaft“, ließ sich auf Promi-Partys wie ein Popstar feiern. Bald aber begann eine Serie an Morden an Prostituierten, verteilt über Europa und die USA.

Dass dafür ein und derselbe Täter verantwortlich war, ahnte zunächst niemand. Als Kriminalreporter schrieb Hans Breitegger damals für die Kleine Zeitung über die Morde. In der ersten Folge von „delikt“, dem neuen Kriminalpodcast der Kleinen Zeitung, erzählt Breitegger, wann er zum ersten Mal Verdacht schöpfte, dass Unterweger etwas mit den Verbrechen zu tun haben könnte. Gemeinsam mit Kulturredakteur Bernd Melichar wird im Podcast die packende Geschichte erzählt, die nicht in der Zeitung stand: wie es den beiden Journalisten gelang, Unterweger unter einem Vorwand zu einem Gespräch nach Graz zu locken, wie man Hinweise zusammenführte und welche Rolle die Zeitung bei der Festnahme des Serienmörders spielte.

Steirische und Kärntner Fälle aufgerollt

Kaum ein Podcast-Genre stößt auf mehr Interesse als „True Crime“: Wahre Kriminalfälle, packend erzählt, begeistern inzwischen weit über die englischsprachigen ursprünglichen Formate hinaus ein Millionenpublikum. Eines der erfolgreichsten Formate, „Serial“, wurde etwa schon 250 Millionen Mal angehört. Im deutschsprachigen Raum zählen Podcasts wie „Verbrechen“ oder „Mordlust“ mittlerweile Hunderttausende regelmäßige Hörer.

Es sind nicht nur oft unbegreifliche Fälle, die die Hörer fesseln. Die Art des Erzählens – Hintergründe zu Ermittlungen, Recherchen, Berichte aus Gerichtsprozessen, Gespräche mit Zeugen und ehrliche Emotionen – das alles eröffnet einen Blick in die menschlichen Abgründe, unter die Oberfläche des Unfassbaren.

In Österreich ist die Podcastlandschaft vergleichsweise noch klein, doch auch hierzulande stehen Mord und Totschlag hoch im Kurs. An Fällen, über die es zu sprechen gilt, mangelt es wahrlich nicht, wie die Kleine Zeitung mit dem Podcast „delikt“ ab heute in einer achtteiligen Serie zeigt. Im Vordergrund stehen Fälle mit Bezug zur Steiermark und zu Kärnten: Neben der Pilotfolge über Jack Unterweger sind das zum Beispiel ein „Mafiamord“ in Klagenfurt, die Geschichte des letzten zum Tode Verurteilten in der Steiermark, ein Geiseldrama in der Strafanstalt Karlau oder der unglaubliche Fall des Kinderarztes Franz Wurst, der in Kärnten über Jahrzehnte Kinder missbrauchte und erst aufflog, als er seine Frau ermorden ließ.

Zu Wort kommen bei „delikt“ jene Redakteure, die mit ihren Recherchen viel Hintergrundwissen angesammelt haben und hier nun exklusive Einblicke liefern, die damals nicht alle zu lesen waren. Aufmerksame Leser unserer Kriminalberichterstattung werden die Namen kennen: Thomas Cik, Manuela Kalser und Peter Kimeswenger aus Kärnten, Hans Breitegger,Hannes Gaisch-Faustmann, Bernd Melichar und Beate Pichler aus der Steiermark. Moderation: David Knes.