In Bruck an der Leitha ist ein 51-jähriger türkischer Staatsbürger als mutmaßlicher Schlepper festgenommen worden. Er hatte nach Angaben der Landespolizeidirektion Niederösterreich in einem Kühlanhänger eines Sattelkraftfahrzeugs 38 Flüchtlinge transportiert, die aufgegriffen wurden. Die Menschen hatten 6000 bis 8000 Euro bezahlt und hätten von Todesangst und Sauerstoffmangel berichtet.

Die Entdeckung der Schleppung datiert vom vergangenen Mittwochabend, wie jetzt berichtet wurde. Die Polizei war darüber informiert worden, dass bei der Abfahrt Bruck a.d. Leitha West der Ostautobahn (A4) zahlreiche Menschen ausgestiegen und in die umliegenden Felder geflüchtet seien. Bei einer groß angelegten Fahndung unter Einsatz eines Hubschraubers der Flugpolizei und mehrerer Streifen wurden 38 syrische, irakische und türkische Staatsangehörige gemäß dem Fremdenpolizeigesetz vorläufig festgenommen. Sie waren zum Teil in einem schlechten gesundheitlichen Zustand und wurden von Rettungskräften versorgt.

Die Ermittlungen des Landeskriminalamtes Niederösterreich ergaben, dass der Transport von Rumänien über Ungarn nach Österreich gelangt war. Bei der Durchsuchung des sichergestellten Sattelkraftfahrzeugs nahmen die Beamten im hinteren Bereich des Kühlanhängers eine Falltür bzw. eine in den Fahrzeugboden geschnittene Luke wahr.

Im vorderen Bereich befanden sich Papierkartonrollen. Sie waren so aufeinandergestapelt, dass beim Öffnen der hinteren Ladebordwand der Blick ins Innere des Anhängers versperrt war. Auf der Ladefläche fanden sich ebenfalls zahlreiche Papierkartonrollen, die nicht gesichert waren. Im Kühlaufbau des Anhängers wurde keine Möglichkeit der Belüftung festgestellt. Der Fahrtenschreiber des Lkw war der Polizei zufolge manipuliert. Das dazu notwendige technische Equipment fanden die Beamten im Fahrzeug vor. Bei den mitgeführten Frachtpapieren handelte es sich um Fälschungen.

Die geschleppten Personen gaben an, dass sie auf verschiedenen Routen von der Türkei ausgehend nach Rumänien gekommen seien. Dort seien sie für längere Zeit in einem ruinenähnlichen Haus untergebracht gewesen, in dem sich insgesamt etwa 150 Personen aufgehalten hätten. Die Fahrt in dem Lkw-Anhänger sei von einem Waldstück nahe der ungarischen Grenze aus erfolgt, der Einstieg über die Falltür.

Ingesamt 43 Personen

Insgesamt hätten sich 43 Personen, unter ihnen sechs minderjährige Kinder, an Bord befunden. Zahlreiche Menschen seien temporär ohnmächtig geworden. Eine Person sei vollständig kollabiert. Bei einem quasi erzwungenen Stopp seien einige der Geschleppten geflüchtet.

Während versucht worden sei, einen Bewusstlosen durch die Luke zu bergen, sei der Lkw weitergefahren. Dabei sei eine Person beinahe überrollt worden, so die dramatischen Schilderungen. Den Moment, als das Schwerfahrzeug später nochmals - in Bruck a.d. Leitha - anhielt und der Lenker sich entfernt habe, sei von allen noch im Anhänger Befindlichen zur Flucht genützt worden.

Der in Rumänien lebende 51-Jährige machte widersprüchliche Angaben zu der Schleppung. Er wurde in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert.

Schleppungen steigen wieder

Der Kampf gegen die Schlepperei und illegale Migration müsse konsequent weitergeführt werden, kommentierte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) den aktuellen Fall. Es gehe dabei auch um enge Zusammenarbeit vor allem mit den Staaten des Westbalkans. "Wir verzeichnen derzeit einen Anstieg der durchgeführten Schleppungen", teilte der Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Omar Haijawi-Pirchner, mit. Der Fokus der Ermittlungen liege auf der Zerschlagung der verantwortlichen kriminellen Organisation. Die Ermittler gehen von weiteren Opfern und Schleppungen aus.