Noch vor wenigen Jahrzehnten wären sie technologische Zukunftsmusik gewesen, heute geht nur noch wenig ohne sie: Elektrofahrräder. Wurden 2010 noch um die 20.000 E-Bikes verkauft, so steigerte sich diese Zahl um mehr als das Achtfache auf 170.942 E-Bikes 2019. Das ist ein Marktanteil von knapp 39 Prozent, wie man seitens des Verbandes der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs (VSSÖ) bilanziert. "In Summe sind in Österreich rund 750.000 Elektrofahrräder unterwegs. Das bedeutet mehr Vielfalt, aber auch neue Herausforderungen", so Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV).

Dass KfV bestätigt in einer Studie, dass ein so flächendeckender Trend auch Schattenseiten hat: Bereits elf Menschen starben im heurigen Jahr bei Unfällen mit E-Bikes. Ein Mitgrund: Im von Corona geprägten Frühling wurde der Run darauf noch stärker. Insgesamt 8134 Personen verletzten sich 2019 bei einem Fahrradunfall – davon lenkten 1466 Personen ein E-Bike. Nicht selten trifft es ältere Semester, wie man beim KfV festhält: 2019 waren laut Verkehrsunfallstatistik der Statistik Austria 31,7 Prozent der mit E-Bikes Verunglückten älter als 64 Jahre. 57,9 Prozent der verunglückten E-Fahrrad- oder E-Scooter-Fahrer waren 25 bis 64 Jahre alt. Im Vergleich dazu ist der Anteil der mit einem normalen Fahrrad verunglückten Senioren mit 17,8 Prozent viel geringer. Die Verkehrsunfallstatistik trifft keine Unterscheidung nach Straßen- bzw. Mountain-E-Bike, betroffen sind aber naturgemäß beide Varianten.



Was sind die Unfallursachen hinter diesen Zahlen? "Bei E-Bike-Unfällen sind es vor allem die erhöhten Geschwindigkeiten, die oftmals zu schwersten Verletzungen führen", hält das KfV fest. Dabei ist gerade bei der Annäherung im Kreuzungsbereich (z. B. bei Radfahrerüberfahrten) angepasste Geschwindigkeit lebenswichtig. "Ein E-Bike ist nicht einfach nur ein Fahrrad mit einem kleinen Hilfsmotor. Die Fahrzeuge unterscheiden sich sowohl vom Gewicht als auch vom Handling und der Geschwindigkeit her von herkömmlichen Rädern. Hinzu kommt, dass E-Bikes oft von älteren Personen gekauft werden, die womöglich 20 bis 30 Jahre nicht mit einem Rad gefahren sind", betont Thann.

Bemerkenswert ist das Faktum, dass die meisten Unfälle bei durchaus guter Witterung und Tageslicht passieren: Die Experten des KfV und der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA), die ebenfalls die Unfallgefahr mit E-Bikes unter die Lupe nahmen, orten ein trügerisches Sicherheitsgefühl: Günstiges Wetter verleite die Lenker dazu, noch einen Zahn zuzulegen und so die Bremswege zu unterschätzen. "Freiwillige Einschulungen beim Fachhändler sowie Fahrsicherheitstrainings können einen wesentlichen Beitrag zum sicheren Umgang mit einem E-Fahrrad leisten und sind aus Gründen der Verkehrssicherheit jedenfalls zu empfehlen", gibt man beim KfV als dringenden Rat aus. Einen Helm aufzusetzen, sei sowohl für konventionelle Radfahrer als auch für E-Biker ein wichtiges Gebot.



Abseits der Gefahrenquellen ist für die Experten unumstritten, dass E-Bikes und Fahrräder ein wichtiger Baustein für die Mobilität des Menschen sind. Und das nicht nur in der Freizeit, sondern auch für den Weg zur Arbeit: "Gerade das E-Bike stellt für viele eine klare Alternative zum Auto dar. Vor allem kurze und mittlere Wege von bis zu 15 Kilometern können mit wenig Anstrengung ökologisch und rasch bewältigt werden."