Im Vorjahr sind in Österreich bei Unfällen auf Schutzwegen 1.225 Fußgänger verletzt und zwölf getötet worden. Wie der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) auf Basis von Daten der Statistik Austria analysierte, passierte somit jeder dritte Fußgängerunfall auf einem Zebrastreifen. Der Club fordert deswegen eine verstärkte Verkehrsberuhigung und übersichtlichere Fußgängerübergänge.

Außerdem müsse das Halte- und Parkverbot vor Schutzwegen von derzeit fünf auf zumindest zehn Meter ausgeweitet werden, forderte der VCÖ. Die Straßenverkehrsordnung (StVO) sieht vor, dass sich Fahrzeuglenker Schutzwegen nur mit einer solchen Geschwindigkeit nähern dürfen, dass sie das Fahrzeug vor dem Zebrastreifen auch anhalten können. "Die Unfallstatistik zeigt leider, dass diese eindeutige Regelung viel zu häufig missachtet wird", warnte VCÖ-Sprecher Christian Gratzer.

Ein Unfall alle sieben Stunden

Im Schnitt wurde im Vorjahr alle sieben Stunden eine Fußgängerin oder ein Fußgänger auf einem Schutzweg von einem Fahrzeug angefahren. 1.225 Menschen wurden verletzt, jede fünfte Person davon schwer. Zwölf Menschen wurden getötet. Fast zwei Drittel der Schutzwegunfälle ereigneten sich bei Tageslicht, nur ein Drittel in der Dunkelheit, analysierte der VCÖ.

Im Bundesländer-Vergleich war die Anzahl der Schutzweg-Unfälle in Wien mit 454 am höchsten, vor Oberösterreich (170), Niederösterreich (156) und der Steiermark (147). Beim Anteil der Schutzwegunfälle an den Fußgängerunfällen weist Vorarlberg mit 36,6 Prozent den höchsten Wert auf, gefolgt von der Steiermark mit 35,1 Prozent und Oberösterreich mit 32,1 Prozent.

Bessere Sicht

"Wo Menschen unterwegs sind passieren Fehler. Deshalb muss ein Verkehrssystem so gestaltet werden, dass ein Fehler nicht die Gesundheit oder gar das Leben eines anderen Verkehrsteilnehmers gefährdet", forderte VCÖ-Sprecher Gratzer Maßnahmen für ein fehlertolerantes Verkehrssystem. So ist das Umfeld von Schutzwegen so zu gestalten, dass Autofahrende eine gute Sicht auf Personen haben, die die Straßen überqueren möchten. Aufgrund des SUV-Booms, der zunehmenden Anzahl von Pick-ups und Lieferwägen parken immer häufiger hohe Fahrzeuge vor Schutzwegen und verstellen damit die Sicht auf Fußgänger, die die Absicht haben, die Straße zu überqueren.

"Vor allem für ältere Menschen ist es wichtig, dass es erst gar nicht zu einem Unfall kommt. Denn Seniorinnen und Senioren haben ein vielfach höheres Risiko bei einem Fußgängerunfall tödlich verletzt zu werden als Jüngere", sagte Gratzer. Während in der Gruppe der 20- bis 49-Jährigen einer von 100 Fußgängerunfällen tödlich endet, sind es in der Gruppe der über 74-Jährigen vier von 100.

Ein weiterer Faktor, der bei Fußgängerunfällen über Leben und Tod entscheidet, ist die Geschwindigkeit des Fahrzeugs. Ein Pkw, der bei Tempo 30 einen Anhalteweg von elf Metern hat, hat bei Tempo 50 mit fast 24 Metern einen doppelt so langen Anhalteweg und nach elf Metern noch ein Tempo von 49 km/h. Wird ein Fußgänger mit diesem Tempo niedergefahren entspricht das einem Fall von fast zehn Meter Höhe, verdeutlichte der VCÖ.