Nachdem bereits am Dienstag die Reisebeschränkungen für einen Großteil der EU-Länder gefallen sind, gilt ab Sonntag auch wieder die volle Reisefreiheit für Spanien. Es gibt also keine Beschränkungen mehr für Reisen nach Spanien bzw. für die Rückkehr nach Österreich, teilte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) mit.

Spanien sei in einem "enormen Ausmaß" von der Pandemie betroffen gewesen, sagte Schallenberg bei einem gemeinsamen Termin mit seinem deutschen Amtskollegen Heiko Maas. Umso mehr sei es "ein positives Zeichen", dass die Reisefreiheit nun wieder gewährleistet werden kann.

Bisher war bei der Rückkehr aus Spanien, eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder, ein Covid-Gesundheitszeugnis nach einem negativen Coronatest oder eine 14-tägige Heimquarantäne verpflichtend. Weiterhin gültig sind diese Maßnahmen für Schweden, Portugal und das aus der EU ausgetretene Land Großbritannien. Hier werde die Situation "laufend evaluiert", sagte Schallenberg.

Unterdessen kam es in Spanien zu einem harten Schlagabtausch über das Krisenmanagement der Regierung im Zuge der Corona-Pandemie. Aktueller Aufhänger: Die Zählung der Virus-Opfer. Die Opposition warf der Regierung vor, Tausende Opfer zu verheimlichen. Spaniens konservativer Oppositionsführer Pablo Casado (PP) beschuldigte die sozialistische Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez, "16.000 Opfer zu verheimlichen". Dem Vorwurf schlossen sich auch die Rechtspopulisten von Vox an.

Tatsächlich hat die Regierung seit über einer Woche nicht die Zahl der insgesamt 27.136 Coronavirus-Opfer aktualisiert. An einigen Tagen gab der Seuchennotfall-Sprecher Fernando Simón sogar an, das keine neuen Opfer registriert wurden, was bei zahlreichen Regionalregierungen für Empörung sorgte, weil sie dem Gesundheitsministerium sehr wohl Fälle gemeldet hatten.

Konservative und Rechtspopulisten vermuten dahinter die Strategie der Regierung, die realen Todeszahlen verdeckt zu halten, um nicht in einem noch schlechteren Licht dazustehen. Die Zahl von 16.000 möglicherweise nicht gezählter Covid-19 Opfer entnehmen die beiden Parteien den neusten Daten des offiziellen Mortalitätsüberwachungssystems.

Demnach starben seit Ausbruch der Pandemie zwischen dem 1. März und dem 12. Mai landesweit 43.295 Menschen mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit liegt die sogenannte Übersterblichkeitsrate bei 52 Prozent. In sehr schwer von der Lungenkrankheit betroffenen Regionen wie Madrid oder Katalonien lag die Quote mit jeweils 165 und 83 Prozent sogar noch höher.