Seit den 2000er-Jahren ist ein deutlicher Anstieg um 30 bis 50 Prozent erkennbar, vor allem im Süden und Osten Europas“, hält Alexander Podesser, Leiter der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Steiermark im Interview fest. Gemeint sind Wetterlagen mit Unwetterpotenzial. Im nahenden Sommer dürfte diesen Trend auch Österreich wieder zu spüren bekommen:

„In Österreich liegt die Zunahme des Gewitterpotenzials seit den 2000er-Jahren bei etwa 20 Prozent. Dabei muss man aber beachten: Das entspricht nicht einer Zunahme von Gewittern. Denn nicht bei jeder gewitteranfälligen Wetterlage werden dann auch tatsächlich diese Gewitter ausgelöst.“

Wettervorgeschichte entscheidet

Ob es kracht und donnert und sich der Himmel ergießt, hängt im Wesentlichen von der sich etablierenden Wetterlage und von der „Wettervorgeschichte“ ab: Damit meint man bei der ZAMG vor allem die Bodenfeuchte durch vorangegangene Niederschläge. Der physikalische Zusammenhang mit der allgemeinen Klimaerwärmung ist evident: Pro Grad Erwärmung kann Luft im typischen Temperaturbereich der Atmosphäre um ungefähr sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen.
Generell gilt laut Podesser: „Wetterlagen mit geringen Luftdruckgegensätzen (Experten sprechen von „gradientschwachen“ und „labilen“ Wetterlagen), wie sie eigentlich im Sommer typisch sind, erhöhen das Unwetterpotenzial.“

Sommerliche Hochdrucklagen führen hingegen oft zu stabilen Schichtungsbedingungen der Atmosphäre und unterbinden die Gewitter eher – abgesehen von lokalen Wärmegewittern.

Eindeutig belegt ist: In Österreich dehnt sich wegen der zunehmenden Erwärmung die Gewittersaison in Richtung Frühling und Herbst aus. In den eigentlichen Gewittermonaten im Hochsommer könnte eine Zunahme von stabilen subtropischen Hochdruckgebieten die Gewittertätigkeit etwas dämpfen.

Versiegelung und Verdichtung

Podessers Kollege Georg Pistotnik betont Dynamiken unserer Zeit, die Gewitter und Unwetter besonders augenfällig werden lassen: „Die zunehmende Versiegelung von Flächen und die Verdichtung des Bodens in landwirtschaftlichen Nutzflächen erhöhen den Anteil des Wassers, der sofort oberflächlich abfließt. Außerdem steigt die öffentliche Wahrnehmung derartiger Ereignisse, zumal mittels Smartphone binnen Sekunden Fotos und Videos in sozialen Netzwerken geteilt und von den Medien aufgegriffen werden.“

Wie geht es mit dem Wetter aktuell weiter? Zum Sommerbeginn ist mit zunehmend warmer und schwüler Luft aus östlichen Richtungen zu rechnen. Diese Großwetterlage ist prädestiniert für die Bildung von Gewittern. Im Westen und Norden bringen dichte Wolken bereits heute Vormittag teils kräftige Regengüsse. Im Süden scheint vorerst noch die Sonne, bevor sich auch hier verstärkt Quellwolken mit Schauern und Gewittern entwickeln. Auch im Osten ist es unbeständig mit nur etwas Sonnenschein zwischendurch. Am Montag lockert es tagsüber auf und die Sonne scheint zeitweise. Bald entwickeln sich aber wieder Quellwolken und besonders im Süden steigt die Schauerneigung.

So oder so: Der eine oder achtsame Blick nach oben empfiehlt sich in den nächsten Wochen und Monaten jedenfalls.