Kommt Kindernachwuchs, entstehen vor allem für die Mütter Nachteile im Job: Zu diesem Ergebnis kommt eine am Samstag, dem Tag vor dem Muttertag, veröffentlichte Erhebung der Arbeiterkammer (AK). In drei Monaten sind demnach 45 Fälle gesammelt worden, in denen insbesondere Mütter am Arbeitsplatz benachteiligt wurden. Unter den Betroffenen befand sich lediglich ein Mann.

Die von September bis Dezember 2019 verzeichneten Benachteiligungen reichten von Verschlechterungen des Arbeitsklimas (39 Prozent) über Verlust der Führungsposition (11 Prozent) bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes (20 Prozent). In der überwiegenden Anzahl der Fälle erfolgte die Diskriminierung bei der Bekanntgabe der Elternteilzeit (26 Prozent), beim Wiedereinstieg in Teilzeit (24 Prozent) sowie ab Bekanntgabe der Schwangerschaft (28 Prozent).

Beispielsweise war eine betroffene Arbeitnehmerin Abteilungsleiterin. Nach der Geburt ihres Kindes vereinbarte sie laut AK eine Elternteilzeit im Ausmaß von 32 Wochenstunden. Noch vor Beginn der Elternteilzeit wurde ihr ein neuer Vertrag ohne Leitungsfunktion angeboten.

Begründung seitens des Arbeitgebers:

Umstrukturierungen. Tatsächlich wurde nur der Arbeitnehmerin in Elternteilzeit eine schlechtere Position angeboten. Alle anderen männlichen Abteilungsleiter in Vollzeit behielten ihre Funktionen. Die Arbeitnehmerin lehnte das Angebot ab. Daraufhin wurde die Arbeitnehmerin degradiert. Mithilfe der AK ging die Arbeitnehmerin gegen die verschlechternde Versetzung vor. Das Ergebnis: Der Verlust der Führungsposition erfolgte laut Gericht zu Unrecht.

Das Gleichbehandlungsgesetz schützt Mütter und Väter eigentlich vor Diskriminierungen am Arbeitsplatz. Demnach darf es aufgrund von Schwangerschaft oder Elternschaft keine Benachteiligung geben. "In der Praxis sieht es freilich anders aus. Immer wieder tauchen in unserer Rechtsberatung Fälle klassischer Diskriminierung auf", wurde AK-Präsidentin Renate Anderl in einer Aussendung zitiert. "Wenn wir am morgigen Muttertag Mütter und Pflegemütter wieder hochleben lassen, müssen wir auch die Kehrseite der Medaille betrachten, die das ganze Jahr über Gültigkeit hat."

"Für viele Mütter ist es auch im Jahr 2020 nach immer ein großes Problem, Beruf und Familie zu vereinbaren", hieß es am Samstag auch von der Grünen Frauensprecherin Meri Disoski. "In kaum einem anderen europäischen Land sind so viele Mütter in Teilzeit beschäftigt, wie bei uns. Die Teilzeitquote von Frauen liegt in Österreich bei knapp 50 Prozent. Die Folgen sind drastisch: Das Bruttolebenseinkommen und damit auch die spätere Pension sinken, die Gefahr der Altersarmut erhöht sich."

Gebot der Stunde sei neben "einer raschen Umsetzung konkreter Maßnahmen, die endlich zu Einkommensgerechtigkeit führen sollen" und dem flächendeckenden Ausbau der Kinderbetreuung vor allem auch "verstärkte Anreize für mehr Väterbeteiligung und die partnerschaftliche Aufteilung von unbezahlter Arbeit", so Disoski. Darauf habe man sich im Regierungsübereinkommen mit der ÖVP auch verständigt. Nun gehe es um eine rasche Umsetzung von Maßnahmen. "Statt Blumen und Schokolade an einem bestimmten Tag verdienen Frauen endlich Fairpay und Fairteilung."