Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) wünscht sich ein EU-weites Exportverbot von Schlachtvieh in Drittstaaten. Angesichts der Diskussion um Tiertransporte sagte die Ressortchefin: "Unsere Bauern haben nichts falsch gemacht." Sie hätten sich vielmehr "an unsere strengen Regeln gehalten, Österreich hat deutlich strengere Vorschriften für Schlachttiertransporte als viele EU-Staaten".

"Wir brauchen diese strengen Regeln für alle EU-Staaten, angelehnt an den strengen Bestimmungen, die es in Österreich gibt. Eine Vereinheitlichung ist notwendig", forderte Köstinger. Im konkreten, von Tierschützern aufgedeckten Fall wurden Tiere von Österreich nach Spanien verkauft, dort gemästet und anschließend in einem qualvollen wochenlangen Transport in den Libanon verbracht.

Der Verein gegen Tierfabriken (VGT), der die Exporte männlicher Milchkälber aufgezeigt hatte, übte weiter Kritik: Die Transporte seien den politisch Verantwortlichen längst bekannt gewesen. Dass man in Österreich nicht wisse, was mit den Kälbern passiert, sei eine Ausrede, sagte Tobias Giesinger vom VGT.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Schuldzuweisungen an Konsumenten und Handel lassen die Tierschützer nicht gelten: Die Intensivierung der Milchwirtschaft bringe erst das Problem der Kälbertransporte hervor. Während die heimische Landwirtschaft immer mehr Milch für den Exportmarkt produziere, würden die ungewollten Milchkälber "vorbei an den Augen der Öffentlichkeit ins Ausland transportiert". Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger hingegen sehe "kein Problem im System" und habe Vorhaltungen an die Milchproduzenten gegenüber dem ORF zurückgewiesen. Der auch für Tierschutz zuständige Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sprach am Donnerstag in der Sendung "Zeit im Bild 1" von einem "Auftrag, Tiertransporte dramatisch zu reduzieren, auch was die Distanzen betrifft".

Die Landwirtschaftspolitik müsse "Verantwortung für die Probleme übernehmen, die sie verursacht", es brauchte "eine Systemänderung hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft, die ohne Tiertransporte ins Ausland auskommt", verlangte der VGT. "Wir fordern, dass die EU-Verordnung konsequent eingehalten wird, was direkte Transporte in Drittstaaten von heute auf morgen beenden würde. Zusätzlich kein Transport von nicht-entwöhnten Tieren, so wären die drei Rinder aus Österreich gar nicht erst im Libanon gelandet", sagte Giesinger. "Kein Landwirt will Tiere so leiden sehen. Jeder, der diese Bilder von diesen Transporten gesehen hat, war zu Recht schockiert", meinte Köstinger.