Mit der neuen Bewusstseinskampagne "Sei nicht so wie ich - Hol dir Hilfe" will der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) ab Mittwoch gemeinsam mit mehreren Beratungsstellen einen weiteren Beitrag zur Gewaltprävention leisten. "Gewalt an Frauen ist ein Männerproblem und muss von Männern gelöst und verändert werden", hieß es dazu bei der Präsentation des Spots in Wien.

Jede fünfte Frau von Männergewalt betroffen

Männergewalt an Frauen sei eine schwere Menschenrechtsverletzung - ein Verhalten, das weder akzeptierbar noch tolerierbar ist, betonte der AÖF. Jede fünfte Frau ab dem 15. Lebensjahr wird in Österreich mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von Männergewalt. 2014 wurden 19 Frauen getötet, 2018 waren es 41 und im vergangenen Jahr 34. Gewalt an Frauen sei ein strukturelles, anerzogenes und tief verwurzeltes patriarchales Denkmuster, oft gekoppelt mit frauenverachtenden Einstellungen. Besonders gefährlich wirke sich Männergewalt an Frauen bei Trennung und Scheidung aus. Der neue Spot soll dazu beitragen, das Bewusstsein gegen Gewalt zu schärfen, gewalttätiges Verhalten zu überdenken und zu verändern, hieß es dazu vom AÖF. Hilfe holen ist keineswegs ein Zeichen von Schwäche.

Ziel des Spots sei, Männern verständlich zu machen, dass sie Teil der Lösung des Problems werden müssen, so die an der Kampagne beteiligte Organisation White Ribbon Österreich. In dem Clip ist ein Mann zu sehen, der die Wurzeln seines aggressiven Verhaltens in seiner teils problematischen Kindheit erkennt. Das Schweigen von Männern trage nicht dazu bei, dass frauenverachtende Männer ihren alltäglichen Sexismus in Form von Witzen, abschätzigem, übergriffigem Verhalten und eine sexistisch-zynische Haltung ("Frauen sind selbst schuld an der Gewalt") aufgeben. "Wir wollen betonen und darauf hinweisen, dass es auch anders gehen kann, dass sich jeder Mann Hilfe holen kann. Männergewalt an Frauen ist ein Männerproblem."

Täterarbeit

"Aus unserer Sicht kann ein nachhaltiger Gewaltschutz nur mit der Einbindung der Täterarbeit gelingen, denn es ist unsere Aufgabe, die Männer mit den Folgen ihres Handelns zu konfrontieren und ihnen Wege aus ihrem gewalttätigen Verhalten aufzuzeigen", so Erich Lehner, der Vorsitzende des Dachverbands für Männer-, Burschen- und Väterarbeit (DMÖ). Die in den Medien berichteten Morde an Frauen seien nur die Spitze des Eisbergs - viel Leid und Gewalt immer noch hinter den Wohnungstüren verborgen. Problematisch sei nach wie vor die Finanzierung, es gebe immer noch zu wenig Budget für die opferschutzorientierte Täterarbeit. "Im neuen Gewaltschutzgesetz wurde zusätzlich die Einrichtung von 'Gewaltpräventionszentren' ab 2021 festgeschrieben, deren konkrete Ausgestaltung ist aber noch offen."