Nach den ersten Nachweisen der neuartigen Lungenkrankheit in Europa hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein gemeinsames Vorgehen gegen den Erreger angemahnt. "In einer Zeit der Unsicherheit über die Entstehung und das Verhalten eines Virus ist es umso entscheidender, dass Länder, Organisationen und die internationale Gemeinschaft als Einheit handeln", teilte das WHO-Regionalbüro Europa mit.

Dazu zähle auch, auf lokaler und nationaler Ebene vorbereitet zu sein, um erkrankte Menschen aufzuspüren und auf das Coronavirus zu testen. "Es ist jetzt an der Zeit, uns bereit zu machen", erklärte das Büro.

Der Ausbruch in China sei ein Zeichen, dass jedes Land vorbereitet sein müsse, um Krankheitsausbrüche jeglicher Art rechtzeitig zu erkennen und zu handhaben.

Übertragungsfähigkeit stärker

Der chinesische Gesundheitsminister Ma Xiaowei hat am Sonntag gesagt, dass die Übertragungsfähigkeit des Coronavirus nach dem Ausbruch stärker werde und die Zahl der Infektionen weiter steigen könnte. Die Behörden wüssten nur wenig über das neue Virus und seien sich nicht sicher, welche Risiken durch Mutationen des Virus entstehen, so Ma bei einer Pressekonferenz.

Ma sagte weiter, dass die Inkubationszeit für das Coronavirus zwischen einem und 14 Tagen liegen kann und dass das Virus während dieser Zeitspanne infektiös ist. Dies war beim Schweren Akuten Respiratorischen Syndrom (SARS), einem Coronavirus, das ebenfalls aus China stammte, nicht der Fall gewesen. An der SARS-Infektion starben in den Jahren 2002 und 2003 weltweit 800 Menschen.

40 Millionen abgeschnitten

Die Bemühungen zur Eindämmung, die bisher Transport- und Reiseeinschränkungen und die Absage von Großveranstaltungen umfassten, werden verstärkt, teilte Ma mit. Präsident Xi Jinping sagte während einer Sitzung des Politbüros am Samstag, dass China mit einer "ernsten Situation" konfrontiert sei, als die Gesundheitsbehörden auf der ganzen Welt versuchten, eine Pandemie zu verhindern.

Inzwischen wurden mehr als 40 Millionen Menschen in gut einem Dutzend Städten im Herzen Chinas weitgehend von der Außenwelt abgeschottet, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern. Im gesamten öffentlichen Verkehr würden Fieber-Messstationen eingerichtet, gab die nationale Gesundheitsbehörde am Samstag bekannt. Laut chinesischen Behörden starben bisher mindestens 56 Menschen an der Atemwegserkrankung. Auch in der Finanzmetropole Shanghai hat es einen ersten Todesfall gegeben.

In Chinas Hauptstadt Peking bleiben Kindergärten, Schulen und Universitäten weiter geschlossen.

Virus in Wien?

In Wien gibt es einen ersten Verdachtsfall auf eine Infektion mit dem Coronavirus. Es handelt sich um eine chinesische Flugbegleiterin, die vor einigen Tagen in der chinesischen Stadt Wuhan gewesen sein dürfte. Sie befindet sich derzeit auf der Isolierstation des Kaiser Franz Josef-Krankenhauses (KFJ). Endgültige Gewissheit gibt es erst nach Abschluss der Untersuchungen, die bis zu 48 Stunden dauern können. Bei der PK am Sonntag wurde ein Ergebnis der Untersuchungen für Montag angekündigt.

Indes gibt es auch eine erste Meldung aus Berlin, wo ebenfalls ein erster Verdachtsfall vorliegen soll.

Bestätigt sind drei Krankheitsfälle in Frankreich. Ein Paar, das in einem Pariser Krankenhaus Bichat behandelt wird, war am 18. Jänner von einem Aufenthalt in Wuhan zurückgekommen, ein 48-jähriger Franzose chinesischer Herkunft, der im Weingeschäft tätig ist und regelmäßig zwischen Frankreich und China reist, wird in Bordeaux behandelt. Die Patienten sind offenbar nicht schwer erkrankt.

Auch aus Kanada wird der erste Fall einer Ansteckung mit dem Coronavirus gemeldet. Die Gesundheitsbehörde von Toronto teilte mit, es handle sich um einen Mann, der kürzlich aus Wuhan zurückgekommen sei. Sein Zustand sei stabil. In Kanada nimmt man die neue Viruserkrankung besonders ernst. Das Land war mit 44 Toten 2002/2003 das einzige Land außerhalb Asiens, in dem Tote des SARS-Virus zu beklagen waren. Auch in den USA, Thailand, Südkorea, Japan und Australien wurden bereits Erkrankungen mit dem neuen Virus registriert.