An schönen Wochenenden ist es vorbei mit der Einsamkeit. Bis zu 200 Pkw stehen dann am Parkplatz in Johnsbach im steirischen Nationalpark Gesäuse. Die Autos gehören Bewegungshungrigen, die die unberührte Natur für Skitouren nützen. Es sind Gratwanderungen zwischen Sport, Tourismus und Natur.

„Zu 99 Prozent“ würden sich die Tourengeher aber an die mittels Stangen ausgeschilderten Routen halten beziehungsweise die beschilderten Winterruhegebiete der Tiere meiden, sagt Nationalpark-Geschäftsführer Herbert Wölger. Dennoch sieht Wölger Ordnungsbedarf. Denn: „Der Druck durch die Skitourengeher nimmt stark zu.“ Zudem liegen die Parkplätze in einer Gefahrenzone (Lawinen). Auch eine Parkgebühr ist angedacht.

Eine Situation, wie sie sich in den alpinen Regionen häuft. Denn Skitourengehen boomt und hat vielerorts den Ruf nach Lenkungsmaßnahmen bis hin zu Verboten laut werden lassen.

Veronika Grünschachner-Berger hilft, derartige Regelungen auf eine rechtlich solide Grundlage zu stellen. Die Wildbiologin sammelt Daten und Fakten, bringt betroffene Interessensgruppen wie Jäger, Tourismusvertreter, alpine Vereine und Naturschutzorganisationen zusammen und hilft bei der Erarbeitung von Lenkungsmaßnahmen, beispielsweise im obersteirischen Naturpark Sölktäler. „Es handelt sich dabei nicht um Verbote“, betont Grünschachner-Berger, „sondern um das Ausweisen von Schutzzonen“. Diese brauche es zum einen rechtzeitig – „noch bevor zu viel los ist“, beziehungsweise großflächig genug – „damit ausreichend Pufferareale bestehen bleiben“.

Im Biospährenpark Nockberge in Kärnten greift man zusätzlich auf eine zeitliche Steuerungsmaßnahme zurück: Beim vor zwei Jahren eröffneten „Nockberge-Trail“, einer Fünf-Tages-Tour zwischen Katschberg über die Turrach nach Bad Kleinkirchheim, ist für die ersten 800 bis 1000 Höhenmeter die Liftbenutzung vorgesehen. Damit sind die Skitourengeher nicht in den für die Tierwelt sensiblen Morgenstunden in den niederer gelegenen Gebieten unterwegs.

Im Villgratental in Osttirol hat indes ein Arbeitskreis ein Lenkungsmodell entwickelt, um den Druck auf die Natur durch die wachsende Zahl an Skitourengehern – im letzten Winter knapp 12.000 – zu minimieren. Gemeinsam wurden Schutzzonen für Wald und Wild festgelegt, die auf Informationstafeln an den Parkplätzen ausgeschildert sind. Basis für diese Regeln ist das „Tiroler Ski- und Snowboardtourenkonzept“.

Auch in einem Spezialsegment dient Tirol diesbezüglich bundesweit als Vorbild: dem Pistentourengehen, also dem Aufsteigen entlang präparierter Pisten in Skigebieten. Allein in den Abendstunden sind auf den Skibergen im Großraum Innsbruck täglich mehr als tausend Tourengeher unterwegs. Tendenz steigend, was auch das Gefahren- und Konfliktpotenzial erhöht hat. Denn die Pistentourengeher können nicht nur die mit hohem Aufwand durchgeführte Pistenpräparierung beeinträchtigen, sondern auch abfahrende Pistenbenützer beziehungsweise sich selbst gefährden, wenn nach Liftschluss Pistenraupen an Seilwinden unterwegs sind.

Daher hat das Land im Konsens mit den Skigebietsbetreibern ein Pistentouren-Leitsystem erarbeitet. Es enthält Verhaltensregeln und einen eigenen Plan, an welchem Tag in welchem Skigebiet abends das Pistentourengehen erlaubt ist.