Mit der Fairness nahmen es die Poster wohl nicht ganz so ernst: Die am Freitag gelaunchte Lehrerbewertungs-App "Lernsieg" wurde am Montag wieder vom Netz genommen. Der Grund: Der Erfinder der App, Benjamin Hadrigan (17), hatte am Wochenende Hassnachrichten erhalten. "Benjamin Hadrigan war mit einer Flut an Hass-E-Mails konfrontiert, die einem Schüler weder in Menge noch Inhalt zumutbar sind", gaben die Initiatoren bekannt. Hadrigan und sein Team hätten sich deshalb entschlossen, die App vorübergehend aus dem Netz zu nehmen, um eine Strategie für solche Angriffe zu entwickeln. Mit dem vorläufigen Rückzug der App wolle man den 18-Jährigen schützen, hieß es. Das App-Team arbeite nun an einer Strategie, um die Mails künftig "anders zu kanalisieren". Ein Zeitplan für die neuerliche Freischaltung der App würde derzeit entwickelt.

Ministerium wurde aktiv

Bildungsministerin Iris Rauskala sowie die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) haben den Datenschutzrechtsexperten Nikolaus Forgo von der Universität Wien mit einem Gutachten zur umstrittenen Lehrerbewertungs-App "Lernsieg" beauftragt. Er soll u.a. klären, ob bei der Datenverarbeitung die Rechte aller Betroffenen gewahrt bleiben.

Neben einer ausreichenden Datenschutzfolgeabschätzung soll auch geprüft werden, ob die Weitergabe der Schülerdaten (Telefonnummer samt von ihnen besuchte Schule) an Dritte wie die App-Investorengruppe verhindert wird und ob die Löschung ungerechtfertigt schlechter Beurteilungen sichergestellt ist. Rauskala betonte, das Ministerium komme damit seiner Fürsorgepflicht für die Pädagogen nach. Sie wolle "kein willkürliches Sternchenvergeben, sondern echte Feedbackkultur".

Zahlreiche Downloads

Mehr als 70.000 Downloads wurden davor bereits gemacht. Bis Montag 13 Uhr gab es für Schulen insgesamt 16.513 Bewertungen, für Lehrerinnen und Lehrer 127.220

Schüler konnten in der Anwendung ihre Pädagogen ab der AHS-Unterstufe bzw. Neuen Mittelschule (NMS) in Kategorien wie Unterricht, Fairness oder Pünktlichkeit mit einem ("Nicht genügend") bis fünf Sternen ("Sehr gut") bewerten. Kaum ging die App online, gab es auch schon die ersten vernichtenden  Kommentare. Im Fokus stand unter anderem auch die Tatsache, dass die Beurteilung anonym vonstatten ging. Man müsse also gar nicht Schüler eines Lehrers sein, um diesen bewerten zu können. Teils war gar die Rede von "Cybermobbing-App". Auch die Verletzung der Persönlichkeitsrechte und des Datenschutzes wurden immer wieder als Kritikpunkte genannt. Derzeit werden rechtliche Schritte geprüft.

Die Bewertungen waren laut Initiator im Schnitt recht positiv ausgefallen, heißt es in einer Aussendung. Schulen erhielten durchschnittlich 3,88 Sterne, Lehrer 3,96 Sterne, was im Schulnotensystem einem „gut“ entspricht.