Im Bundesland Salzburg waren seit Sonntag rund 35 Gemeinden von Starkregen, Hochwasser, Sturm und Muren betroffen. Über 1.800 Feuerwehrleute halfen bei 630 Einsätzen. Am dramatischsten war die Lage in Bad Gastein, wo eine Mure zwei Einfamilienhäuser aufeinander schob und zerstörte. Aus beiden Häusern wurde je eine Frau verletzt geborgen. Für vier Gemeinden galt am Montag noch Zivilschutzalarm.

Kurz vor Mitternacht hatte sich der Hang im Bad Gasteiner Ortsteil Badbruck in Bewegung gesetzt. Die Erdmassen erreichten zunächst ein Wohnhaus, zerstörten dieses völlig und schoben es auf ein darunter liegendes Gebäude, das ebenfalls total beschädigt wurde. Während eine Bewohnerin nach kurzer Zeit aus den Trümmern geborgen wurde, gestaltete sich die Rettung der zweiten Frau deutlich schwieriger. Sie wurden erst nach zwei Stunden aus ihrem zerstörten Haus befreit. Die Feuerwehrleute mussten sich dabei während des Einsatzes mehrere Male rasch zurückziehen, weil die Mure immer wieder Geröll nachschob.

Zivilschutzalarm ausgerufen

Für die Gemeinden Großarl, Hüttschlag, Bad Hofgastein und Muhr war Sonntagabend Zivilschutzalarm ausgerufen worden. Dieser war am späten Montagvormittag immer noch aufrecht. Die Bewohner wurden angehalten, die Häuser nicht zu verlassen. Der Regen hatte zwar über Nacht aufgehört, die Gefahr weiterer Murenabgänge habe sich seither aber nicht viel verändert, sagte Franz Wieser, der Sprecher des Landes, zur APA.

Montagvormittag standen noch rund 500 Feuerwehrleute im Einsatz. Nachdem die Pegelstände in den Bächen und Gräben während der Nacht zurückgegangen waren, wurde mit den ersten Sofortmaßnahmen zu Bachrückführungen, mit der Sicherung von Rutschungen, und dem Lösen von Verklausungen begonnen. Außerdem wurden Muren und umgestürzte Bäume von Straßen beseitigt, Keller ausgepumpt und abgedeckte Dächer provisorische abgedicht. Besonderes betroffen waren die Lungauer Gemeinden Muhr, Zederhaus und Ramingstein, wo 20 Gebäude evakuiert und 54 Personen in Sicherheit gebracht wurden. In etlichen Schulen der betroffenen Gebiete fiel am Montag der Unterricht aus.

Ein Murenabgang auf der Strecke zwischen Großarl und Hüttschlag
Ein Murenabgang auf der Strecke zwischen Großarl und Hüttschlag © (c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)

Zugverbindungen unterbrochen

Etliche wichtige Straßen- und Bahnverbindungen waren am Montag noch gesperrt. Bad Gastein im Pongau sowie Saalbach-Hinterglemm und der Ortskern von Zell am See im Pinzgau waren auf der Straße nicht erreichbar. Unterbrochen war auch die Zugverbindung auf der Tauernstrecke zwischen Schwarzach-St. Veit und Spittal-Millstättersee. Nicht befahrbar waren im Pongau die Pinzgauer Straße B311 in Schwarzach und die Gasteiner Straße B167 zwischen Bad Hofgastein und Bad Gastein. Im Pinzgau war die Dientner Straße L216 zwischen Lend und Dienten gesperrt.

Wegen Murenabgänge war der Ortskern von Zell am See vorerst nicht erreichbar, ebenso Saalbach-Hinterglemm aufgrund der gesperrten Glemmtal-Landestraße. Wegen umgestürzter Bäume war auch die Felbertauern-Mautstraße zwischen Mittersill und Matrei nicht befahrbar. Weiters gesperrt waren im Lungau etwa die Turacherstraße B95 zwischen Tamsweg und Murau, die Muhrer Landesstraße (L211) von Oberweißburg bis Muhr und die Göriacher Landesstraße von Laser bis Göriach.

Weiterhin unterbrochen blieb auch die inneralpine Bahnstrecke zwischen Saalfelden und Hochfilzen sowie Bruck-Fusch und Zell am See. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen wurde zwischen Hochfilzen und Bruck-Fusch eingerichtet. Der Bahnhof Zell am See konnte vom Schienenersatzverkehr nicht angefahren werden. Fernverkehrszüge wurden umgeleitet. Nicht passierbar war auch die Murtalbahn von Tamsweg bis Murau.

Zwischen Bischofshofen und Spittal-Millstättersee wurde für Fernverkehrszüge ein Schienenersatzverkehr mit Bussen über die Tauernautobahn eingerichtet. Im Gasteinertal war vorerst kein Schienenersatzverkehr mit Bussen möglich. "Die Dauer der Sperre ist derzeit nicht absehbar", informierte ÖBB-Sprecher Robert Mosser am Montagvormittag. Aus Sicherheitsgründen wurde in der Nacht auf heute, Montag, ein Eurocityzug in Bad Gastein gestoppt. Die 250 Fahrgäste des EC115 wurden in fünf Hotels untergebracht.

Der ÖBB-Sprecher empfahl, sich vor geplanten Fahrten über den aktuellen Status auf der Internetseite www.oebb.at oder unter der Telefonnummer 05-1717 zu informieren.

Drei vermisste Männer unversehrt aufgefunden

Auf der Karner Alm bei Ramingstein (Lungau) hat die Besatzung eines Polizeihubschraubers am Montag drei vermisste Polen im Alter von 37 bis 51 Jahren unversehrt aufgefunden. Wie die Polizei mitteilte, hatte ein Landsmann seine Freunde kurz nach Mitternacht als abgängig gemeldet, nachdem diese nicht wie geplant von einem Ausflug in die gemeinsame Wohnung zurückgekommen waren.

Das Trio war gegen Sonntagmittag mit dem Pkw zur Karner Alm - ein ehemaliges Skigebiet mit heute Dutzenden Ferienhäusern - gefahren. Da die Zufahrtsstraße am Nachmittag stark vermurt wurde, konnte nicht ausgeschlossen werden, dass die Vermissten von einer der Muren erfasst wurden. Bei einem Suchflug mit der Libelle am Montagvormittag konnten die drei Polen dann aber unverletzt am Parkplatz der Alm angetroffen werden.

Wegen der verlegten Straße konnten sie nicht zurück ins Tal. Auch konnten sie das ihrem Wohnungskollegen nicht mitteilen, weil kein Mobilfunk funktionierte. Die drei werden laut Polizei auch am Montag noch auf der Alm bleiben.