Bei einer weltweiten Fahndungsaktion gegen kriminelle Schlepperbanden hat Interpol mehr als 50 mutmaßliche Menschenschmuggler festgenommen. Wie die internationale Polizeibehörde am Donnerstag in San Salvador mitteilte, beteiligten sich an der viertägigen "Operation Türkis" Ende Oktober Fahnder in 20 Ländern und drei Kontinenten.

Mit Kontrollen zu Lande, zu Wasser und in der Luft rückten die Beamten gegen die Schlepperbanden vor, um insbesondere die von ihnen genutzten Routen in den USA und Kanada stillzulegen.

In Brasilien wurde ein Schlepperring zerschlagen. Ein 32-Jähriger aus Bangladesch wurde dort festgenommen, der nach Erkenntnissen von Interpol mutmaßlich "hinter einem der größten Menschenhändlerringe in den USA steht". Die Fahnder in Brasilien beschlagnahmten dabei 42 Bankkonten, über die Zahlungen im Wert von rund zehn Millionen Dollar abgewickelt worden waren.

Mit Tod oder Vergewaltigung bedroht

Die Interpol-Beamten konnten auch einige Opfer der Schlepperbanden befragen. In Mexiko berichteten die Migranten, ihnen sei mit Tod oder Vergewaltigung gedroht worden, sollten sie nicht die verlangten Summen zahlen. In Spanien stießen die Fahnder auf einen Mann aus Bangladesch, der nach eigenen Angaben 6000 Euro für einen Transit nach Europa gezahlt hatte. Erst nach einem Jahr traf er in Málaga ein, wurde dann aber von Erpressern noch einmal so lange festgehalten, bis seine Familie schließlich Lösegeld bezahlte.

"Menschenschmuggel ist allgegenwärtig", erklärte der deutsche Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock. "Die kriminellen Banden nutzen die Migranten aus, um erheblichen illegalen Profit zu machen."

Erfolge in Europa

Europol hat dabei eine international agierende Schlepperbande ausgehoben: Europaweit gab es 18 Festnahmen, darunter drei Köpfe der Organisation. Insgesamt wurden 580 illegal eingereiste Personen identifiziert, die vom Iran, dem Irak und Syrien vor allem in Containern nach Westeuropa gebracht worden sind.

Die Festgenommenen wurden in den vergangenen zwei Jahren in Griechenland, Deutschland, Tschechien, Großbritannien und Ungarn aufgegriffen. Auch in Österreich gab es seitens den Bundeskriminalamts Untersuchungen, es wurde aber niemand festgenommen. Insgesamt soll die Bande 36 Personen umfassen, die mit den Schleppungen über zwei Millionen Euro eingenommen haben soll.

Die Bande hat die Migranten unter lebensgefährlichen Bedingungen geschmuggelt. Sie wurden in Frachtfahrzeuge gezwängt, wo Sauerstoffmangel und Dehydrierung drohten.