Eine Raumplanung und ein Management für den Wolf fordert der Wildtierbiologe Klaus Hackländer in dem von ihm herausgegebenen Buch "Der Wolf". "Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir für Wölfe in der Kulturlandschaft ein Management brauchen, so wie für andere Wildtierarten auch", schreibt der Experte. Ein Teil davon seien wolfsfreie Zonen, wo nicht geduldet werde, dass sich Wolfsrudel ansiedeln.

Der Wolf breitet sich rasch über Kontinentaleuropa aus. Ausgehend von Teilpopulationen etwa in den Alpen, im Dinarischen Gebirge oder in den Karpaten würden Jungtiere in alle Himmelsrichtungen abwandern und dabei Distanzen von 1.000 Kilometer und mehr zurücklegen, schreibt Hackländer, der das Department für Integrative Biologie und Biodiversitätsforschung an der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien leitet. Der Wolfsbestand in Europa werde auf rund 17.000 Individuen geschätzt, Tendenz steigend. "Dementsprechend gilt der Wolf auch in Europa als nicht gefährdet", so der Professor für Wildtierbiologie und Jagdwirtschaft.

Populationswachstumsrate von 30 bis 40 Prozent

Angesichts einer aktuellen Populationswachstumsrate von 30 bis 40 Prozent erwartet Hackländer ein Umdenken in der europäischen Naturschutzpolitik und dass der Wolf seinen strengen Schutzstatus verliert. "Der Wolf wird dann wie jede andere Wildtierart in unserer Kulturlandschaft einem Management unterzogen, das von Freihaltezonen und Abschussplänen geprägt sein wird", blickt der Experte in die Zukunft, der dann auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz "jene Normalität im Umgang mit dem Wolf" erwartet, wie man es von den Karpaten oder der Iberischen Halbinsel kenne.

Ein Management für Wölfe müsse mit Konzepten für andere Wildtiere abgestimmt sein, nur so könnten Konflikte mit dem Menschen minimiert und eine reiche Biodiversität, bei der der Wolf ein Teil sein werde, erhalten werden. Notwendig dafür sei aber eine "Raumplanung für den Wolf". Hackländer wiederholt in diesem Zusammenhang seinen Vorschlag für "wolfsfreie Zonen". Dabei gehe es darum, in diesen Freihaltezonen zu verhindern, dass sich dort Wolfsrudel etablieren können, durchwandernde Wölfe werde man aber nie vermeiden können. Parallel dazu sollten Zonen ausgewiesen werden, in denen die Erhaltung der Wölfe vor menschlichen Interessen Vorrang hat, Gebiete, in denen die Populationsdichte von Wölfen an menschliche Aktivitäten angepasst wird.

Budget für effektive Maßnahmen

Hackländer ist überzeugt, dass es nicht ausreichen werde, "nur sogenannte Problemwölfe zu entnehmen". Die bereits vorliegenden Managementpläne für den Wolf müssten umgesetzt werden, inklusive der rechtlichen Anpassungen der Naturschutz- und Jagdgesetze. Notwendig sei auch ein ausreichendes Budget für effektive Herdenschutzmaßnahmen, eine Anpassung der Landnutzung und eine transparente Darstellung der Situation u.a. mit Informationen über Risse, Rudelbildung, Verbreitungskarten oder Kompensationszahlungen. Gleichzeitig müsse die Politik über Ländergrenzen hinweg Strategien für zukunftsfähige Lösungen entwickeln, so der Experte.

Neben Hackländers Auseinandersetzung mit der Frage, ob in Mitteleuropa eine Koexistenz mit dem Wolf möglich ist, bietet das Buch Einblicke von Experten, die an Lösungsansätzen arbeiten. Dazu zählen u.a. Kapitel zu Biologie und Ökologie des Wolfs, die Situation in den Nachbarländern, die Auswirkungen der rückkehrenden Wölfe auf Nutztierhaltung und Wildbestände, Herdenschutzmaßnahmen, die Rolle des Wolfs bei der Entscheidung von Landwirten über die Bewirtschaftung von Almen oder die touristische Bedeutung des Wolfes.