Auf Österreichs Straßen passiert etwa alle sieben Minuten ein Unfall mit einem Wildtier. 418 Personen wurden im Vorjahr bei derartigen Unfällen verletzt, zwei Oberösterreicher und zwei Niederösterreicher verunglückten tödlich. Insgesamt stieg die Zahl der Wildunfälle mit Personenschaden von 276 Unfällen im Jahr 2017 auf 377 im Jahr 2018.

Das ist ein Anstieg um rund 37 Prozent. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) und der österreichische Versicherungsverband VVO raten, in Wildwechselzonen besonders achtsam zu sein und die Geschwindigkeit entsprechend anzupassen. Hinzu kommen zahlreiche weitere Unfälle mit Wildtieren, bei denen zwar keine Personen verletzt, jedoch die Wildtiere zu Schaden kamen und das Unfallauto stark beschädigt wurde. Rund 74.000 Wildtiere - darunter mehr als 12.000 Jungtiere - haben in der Saison 2017/2018 die Kollision mit einem Fahrzeug nicht überlebt.

"Die bei einem Wildunfall wirkenden Kräfte sind enorm: Die Wucht mit der ein Rothirsch bereits bei einer Geschwindigkeit von 60 km/h auf eine Windschutzscheibe prallt, entspricht in etwa der Masse eines ausgewachsenen Elefanten - fünf Tonnen", erklärte Othmar Thann, Direktor des KFV. "In Zonen, die mit dem Gefahrenzeichen 'Achtung Wildwechsel' markiert sind, sollte das Tempo daher unbedingt reduziert und die Wachsamkeit weiter gesteigert werden." Besonders riskant für einen Wildunfall sind die Dämmerung sowie die Nachtstunden: In der Zeit zwischen 18.00 und 6 Uhr ereignen sich besonders viele Wildunfälle.

68 Prozent der Opfer sind männlich

Statistische Detailauswertungen des KFV zeigen, dass sich rund 93 Prozent der Wildunfälle mit Personenschaden im Freiland ereignen. Auffällig ist der hohe Anteil junger männlicher Lenker am Wildunfallgeschehen: Im Durchschnitt der vergangenen Jahre sind 68 Prozent der verunglückten Personen männlich, 42 Prozent aller Verunglückten waren zum Unfallzeitpunkt zwischen 15 und 24 Jahre alt. Zurückführen lässt sich dieser hohe Anteil der jungen Lenker auf geringe Fahrerfahrung gepaart mit hohem Tempo.

Dass viele Lenker generell nicht gänzlich für einen Wildunfall gewappnet sind, zeigt eine Untersuchung des KFV: Acht von zehn Lenkern erwarten Wildtiere unbewusst nur vom rechten Straßenrand kommend. Tatsächlich queren Wildtiere die Fahrbahn jedoch von beiden Seiten. Daher sollte - ganz besonders in Wildwechselzonen - immer die gesamte Fahrbahn und beide Straßenränder im Auge behalten werden.

So verhindert man einen Wildunfall

Die effektivste Maßnahme, um einem Wildunfall vorzubeugen, ist die entsprechende Anpassung der Fahrgeschwindigkeit in Wildwechselzonen. Wenn tatsächlich ein Wildtier auftaucht, sollte zunächst gebremst und anschließend abgeblendet sowie mehrmals gehupt werden.

Ist ein Zusammenstoß unvermeidlich, so muss stark gebremst und das Lenkrad gut festgehalten werden. Wenn der Fahrer richtig reagiert, ist die Verletzungsgefahr für die Autoinsassen geringer. Ein Ausweichmanöver ist nicht zu empfehlen, denn ein solches ist weitaus riskanter als ein Zusammenstoß mit dem Tier. Nach dem Unfall muss die Gefahrenstelle unverzüglich abgesichert und die Polizei verständigt werden. Die Nichtmeldung eines Sachschadens ist strafbar, bei einem Wildschaden besteht unverzügliche Verständigungspflicht.

Getötetes Wild darf niemals mitgenommen werden - auch nicht zum Tierarzt. Vielmehr ist eine rasche und korrekte Meldung des Unfalls hilfreich, da so der zuständige Jagdaufseher hinzugezogen werden kann.