Studien zeigen: Ein hoher Anteil der Maßnahmen, die man in den letzten Tagen und Stunden zur Lebensverlängerung bei multimorbiden Menschen unternimmt, sind nicht notwendig, sondern führen nur zu einer Verlängerung von Leid. Das war ein Ausgangspunkt für Ihr Praxisbuch „Ethische Herausforderungen des Alters“. Was fehlt in der Versorgung alter Menschen in deren letzten Stunden?
RUDOLF LIKAR: Die Herausforderungen an die Intensivmedizin heute sind nicht mehr, was wir tun können, sondern wo sind die Grenzen und wo nehmen wir uns zurück, weil wir in bestimmten Fällen praktisch keine Selbstbestimmtheit der Patienten und keine Verbesserung der Lebensqualität erlangen können.
GEORG PINTER: Ärzte setzen die Überlebenszeit ihrer Patienten oft viel zu lange an. Das geschieht aufgrund der emotionalen Bindung zu Patienten auf der einen Seite und auf der anderen Seite geht es darum, was wir nicht gelernt haben: Zu erkennen und zu akzeptieren, dass der Weg unweigerlich an das Ende führt. Für einen Arzt, der zur Heilung beitragen soll, kann das schwierig sein. Da gibt es Versagensängste und das Nichtbeschäftigen mit der eigenen Endlichkeit.