Nach dem Messerangriff auf einen Wiener Spitalsarzt hat es am Freitag eine Fallkonferenz mit Experten gegeben. Im Anschluss gab die Generaldirektorin des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, bekannt, dass eine Risikoanalyse mit Hilfe der Polizei eingeleitet wird. Begonnen wird mit der Prüfung bereits im Sommer. Wann es Ergebnisse geben wird, war noch unklar.

Auf jeden Fall werde nach der Analyse ein Bündel von Maßnahmen beschlossen, sagte Kölldorfer-Leitgeb. Eine dieser Maßnahmen könnte sein, dass die niedergelassenen Mediziner die Krankenhäuser entlasten sollen. Denn was beobachtet wird, ist eine Zunahme von Patienten in den Ambulanzen. "Wir sind mit riesigen Patientenströmen konfrontiert", sagte Harald Stefan, Bereichsleiter Pflege in der Psychiatrie des Krankenhauses Rudolfstiftung und Gewaltpräventionsexperte.

In den Wiener Spitälern gebe es bereits zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen - Videokameras, Notfallschlösser, Panikknöpfe sowie Trainings und Schulungen von Personal. Diese sollen nun mit den Sicherheitsexperten der Polizei neu bewertet werden. "Wir haben in der nächsten Zeit einiges zu tun, aber wir sind am richtigen Weg", sagte Brigitte Ettl, Ärztliche Direktorin des Krankenhauses Hietzing.

Bei der Fallkonferenz wurde auch noch einmal die Attacke auf den Kardiologen im Wiener SMZ Süd besprochen. Man kam zu dem Schluss, dass dieser Angriff nicht hätte verhindert werden können. "Die Alarmierung hat perfekt und gut funktioniert", betonte Kölldorfer-Leitgeb.

Arzt auf Weg der Besserung

Der angegriffene 64-jährige Arzt hat das Krankenhaus am Donnerstag verlassen können, teilte die KAV-Chefin erfreut mit. Es sei aber klar: "Nach so einem Fall gehen wir nicht zur Tagesordnung über." Die Analyse soll einerseits die Sicherheitssituation in den KAV-Spitälern untersuchen, andererseits aber auch die Abläufe in den Ambulanzen überprüfen.

Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) hatte nach dem Angriff gefordert, Spitäler gehörten "wie Gerichte gesichert". Außerdem sollten Attacken auf medizinisches Personal im Strafrecht automatisch als schwere Körperverletzung eingestuft werden, wie dies bereits bei Polizisten, Beamten oder Gutachtern der Fall sei. Kölldorfer-Leitgeb sagte dazu, dass eine Verschärfung des Strafrechtes bei der Fallkonferenz kein Thema gewesen sei. Von den Mitarbeitern des KAV seien im Rahmen eines Meldeprozesses 300 strafrechtlich relevante Vorfälle an die Generaldirektion gemeldet worden.