Österreich und weite Teile Europas stöhnen unter einer extremen Hitzewelle. Doch ist das nur ein Phänomen oder ist der Klimawandel dafür verantwortlich? "Hitzewellen sind an sich ein natürliches Phänomen, das schon immer vorgekommen ist. Durch den Klimawandel werden sie aber häufiger und intensiver", sagte der Leiter der ZAMG-Abteilung für Klimaforschung, Marc Olefs, der APA.

Zwei Gründe

Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens ist das Temperaturniveau in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen, dadurch ist extreme Hitze häufiger geworden. Zweitens gibt es Anzeichen dafür, dass die Wetterlagen mittlerweile länger anhalten als früher. "Das bedeutet im Sommer zum Beispiel längere Hitzewellen. Zusätzlich gibt es selbstverstärkende Effekte, zum Beispiel die Bodenfeuchte. Trocknen bei Hitzewellen durch die stärkere Verdunstung die Böden aus, kann das zu einer Verstärkung und Verlängerung der Hitze beitragen, da der kühlende Effekt der Verdunstung dann immer mehr fehlt. Dies kann sich somit auch auf Hitzewellen im weiteren Verlauf des Sommers auswirken", erklärte Olefs.

50 Prozent mehr Hitzetage

Die Zahl der Hitzetage (mindestens 30 Grad) hat in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten etwa in den Landeshauptstädten um rund 50 Prozent zugenommen. In Wien hatte zum Beispiel (über die gesamte Fläche gemittelt) im Zeitraum 1971 bis 2000 ein durchschnittliches Jahr elf Hitzetage. Im Zeitraum 1981 bis 2010 waren es zwischen 13 Hitzetage in Mariabrunn und 21 in der Inneren Stadt. Prognosen lassen für 2021 bis 2050 durchschnittlich 19 Hitzetage erwarten und für 2071 bis 2100 41. "Die Prognosen gelten bei ungebremsten Treibhausgasemissionen 'Business-as-usual-Szenario'", so die ZAMG.

Auch die bis ins Jahr 1767 zurückreichende Messreihe der ZAMG spricht eine eindeutige Sprache: Unter den zehn wärmsten Juni-Monaten dieser langen Messgeschichte liegen acht aus den 2000er-Jahren. Der Juni 2019 wird der überhaupt der wärmste in der Messgeschichte. Von den 20 wärmsten Jahren liegen 14 in den 2000er-Jahre. "Temperaturen über 37 Grad - wie wir das ziemlich sicher heute erleben werden - gab es in einem Juni in Österreichs Messgeschichte erst in vier Jahren: 1950, 2000, 2012, 2013", hieß es.

Extreme Hitze nehme zu, bestätigte auch Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung der dpa. Die Wahrscheinlichkeit für monatliche Hitzerekorde sei weltweit betrachtet durch die globale Erderwärmung rund um das Fünffache gestiegen - und diese Wahrscheinlichkeit steige weiter an.

Zirkulation in der Atmosphäre verändert sich

Wie aber nimmt die Klimaerwärmung Einfluss auf das Wetter? Es werde nicht einfach nur wärmer, sagte Rahmstorf. "Es gibt tatsächlich Hinweise darauf, dass sich auch die Zirkulation in der Atmosphäre verändert." Und weiter: "Diese Sommerzirkulation, die eigentlich immer vom Atlantik her neue Tiefdruckgebiete bringt, ist langsamer geworden die letzten Jahrzehnte." Ob diese Verlangsamung menschengemacht sei, sei noch sehr umstritten, sagt Latif. "Das wird noch heftig in der Forschung diskutiert."