Das vergangene Wochenende wird Erdbeerbauern in der Region im burgenländischen Wiesen noch lange in Erinnerung bleiben: Hagelunwetter richteten in den Kulturen großen Schaden an. Bis zu 70 Prozent der Anbaufläche seien stark beschädigt, zum Teil bis zum Totalausfall. Eine kleine Ernte werde es heuer dennoch geben, sagte Erdbeerproduzent Michael Habeler im Gespräch mit der APA.

Am Samstag sei um etwa 15.30, 16.00 Uhr eine richtige Superzelle über die Rosalia hereingezogen, es habe extrem zu schütten und zu hageln begonnen. "Das waren Hagelmengen - in den höheren Lagen zum Wald hinauf haben wir bis zu 20 Zentimeter Hagel gehabt und innerhalb kürzester Zeit 65 Liter Niederschlag pro Quadratmeter", schilderte Habeler.

Zweites Unwetter

Das zweite Unwetter kam um etwa 21.30, 22.00 Uhr. Dabei habe es noch einmal leichten Hagelschlag gegeben, erneut seien 65 Millimeter Regen gefallen. "Das hat dann auch in der Ortschaft Probleme gemacht, weil einfach die Wassermenge da war und der Boden hat nichts mehr aufnehmen können."

"Man sieht, die Früchte sind extrem geschädigt, es sind keine intakten Blätter mehr an der Pflanze. Das heißt, die Pflanze kann auch keine Photosynthese mehr machen und ist eigentlich kaputt", beschrieb Habeler das traurige Bild, das sich beim Betrachten der Erdbeerfelder derzeit bietet. "Wir hätten dieses Wochenende zum Ernten anfangen wollen im Freiland", erzählte Habeler.

Die Pflege der Erdbeerkulturen sei extrem aufwendig. "Die Gestehungskosten bei der Erdbeere im Freiland werden immer höher, weil man einfach trotzdem noch viel händische Arbeit hat." Erdbeeren werden im Juli gepflanzt. Bis zur Ernte im Mai des darauffolgenden Jahres müssen sie dann gepflegt werden - "das heißt, vier- bis fünfmal Unkraut jäten, Pflanzenschutz, die ganze Palette - der Aufwand wird immer höher. Und wenn es dann kurz vor der Ernte alles zusammenhaut, das ist halt sehr schade."

Riesiges Ausmaß

"Wir haben schon öfter Hagelschläge gehabt", schilderte der Erdbeerproduzent. Aber in dem Ausmaß und in der Menge könne er sich an kein Unwetter erinnern. Sein Großvater baue seit 55 Jahren Erdbeeren an und auch ihm sei nicht in Erinnerung, dass es so extrem gewesen sei.

Zum Teil seien die Erdbeeren mit Hagelschutznetzen überzogen. Bei einem fünfminütigen Hagelschlag würden diese auch schützen. "Aber in dieser Menge, wenn dann in den Reihen 15 Zentimeter hoch der Hagel liegt, da nützt nicht einmal das Netz etwas." Im Bereich einiger Kulturen dürfte es auch stark trocken gehagelt haben.

Das Schicksal der vernichteten Pflanzen ist besiegelt: Die stark beschädigten Flächen würden nun, sobald dies möglich sei, eingemulcht, dann werde gepflügt. Im Juli werde dann wieder gesetzt für nächstes Jahr. Im Freiland sei heuer in den zerstörten Bereichen keine Ernte mehr möglich. Für kleine Produzenten, die nur in vom Hagel betroffenen Lagen Felder hätten, sei die Saison damit für heuer praktisch vorbei. Beim Folientunnel würden im Juli spezielle Pflanzen gesetzt: "Da gibt es dann im September, Oktober eine zweite Ernte", so Habeler. Heute würden in Wiesen noch auf einer Fläche zwischen 50 und 60 Hektar Erdbeeren angebaut.

In den vergangenen Jahren habe man zum Teil mit Frost zu kämpfen gehabt. Würde man hauptberuflich vom Erdbeeranbau leben und wäre nicht versichert, dann wäre dies schon grob fahrlässig, meinte Habeler. Ein Totalausfall wäre dann existenzbedrohend. In Wiesen gebe es noch vier, fünf Betriebe, die hauptberuflich Erdbeeren produzieren. In den kommenden Jahren dürfte diese Zahl aufgrund von Pensionierungen weiter zurückgehen.