Der Prozess nach einer Messerattacke in Dolni Dvoriste im Februar 2017 ist am Dienstag in Linz auf 12. Juni vertagt worden. Einem 53-Jährigen wird Mordversuch vorgeworfen. Die Verteidigung sieht allerdings nur absichtlich schwere Körperverletzung. Hintergrund der Tat war ein Streit um Fahrten in ein tschechisches Kasino, an denen auch die Mutter des Opfers - zu dessen Unmut - teilgenommen hatte.

Der 53-Jährige aus Vietnam stammende Österreicher und das spätere 43-jährige Opfer hatten sich immer wieder als Fahrer für Pensionisten betätigt, die nach Tschechien ins Kasino wollten. Darunter war auch die Mutter des 43-Jährigen, was diesem nicht recht war. Er versuchte mit Geld seinen Kumpel davon abhalten, die Dame weiter in Spiellokale zu bringen - allerdings ohne Erfolg.

Am 25. Februar 2017 fuhr der besorgte Sohn nach Dolni Dvoriste, weil er vermutete, dass der Angeklagte wieder seine Mutter ins Kasino chauffiert hatte. Als er in dem Lokal seinen Verdacht bestätigt fand, kam es erneut zum Streit mit dem Angeklagten. Um einem Rauswurf durch die Security zuvorzukommen, gingen die beiden Männer ins Freie. Dort eskalierte die Auseinandersetzung.

Sieben Messerstiche

Laut Anklage holte der 53-Jährige ein Klappmesser mit neun Zentimetern Klingenlänge aus dem Auto und attackierte den 43-Jährigen damit. Er soll ihm nicht nur sieben - nicht allzu schwere - Stichverletzungen zugefügt, sondern auch versucht haben, ihn in die Herzgegend zu stechen, was das Opfer nur mit äußerster Anstrengung abwehren konnte. Der Angeklagte soll dem Mann noch einige Tritte, darunter zumindest einen in die Kopf-Hals-Region, versetzt haben. Danach habe sich der 43-Jährige totgestellt und der Angeklagte habe von ihm abgelassen, schilderte die Staatsanwältin. Der 43-Jährige hat durch die Tritte Folgeschäden erlitten: Ihm blieb eine Stimmbandlähmung zurück.

Fall wurde bereits verhandelt

Der Fall war bereits im Herbst des Vorjahres vor Gericht verhandelt worden - damals war absichtlich schwere Körperverletzung angeklagt. Der Schöffensenat sprach aber ein Unzuständigkeitsurteil, weil der Verdacht des versuchten Mordes im Raum stehe. Deshalb muss sich der 53-Jährige nun erneut verantworten, diesmal drohen ihm zehn bis 20 Jahre Haft oder lebenslang wegen Mordversuchs.

Der Angeklagte gab die Tat zu, beteuerte aber, er habe keine Tötungsabsicht gehabt. Das Opfer sagte hingegen: "Ich hatte Angst, dass es gleich vorbei ist." Zudem gab sich der 43-Jährige überzeugt, dass der Angreifer nur von ihm abgelassen habe, weil er ihn für tot gehalten habe. "Sonst hätte er sicher weitergemacht."

Die Frage nach dem Motiv blieb im Dunkeln. Die Aussagen des Angeklagten und des Opfers unterschieden sich in wesentlichen Details. Auch die Zeugenaussagen brachten das Gericht nicht wirklich weiter. Nun soll ein weiterer Zeuge, der zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben ist, gehört werden. Ob es gelingen wird, ihn zu laden, ist unklar. Als neuer Verhandlungstermin wurde der 12. Juni vereinbart.