Ein 19-Jähriger hat sich nach einer Messerattacke vor einer Berufsschule in Absam (Bezirk Innsbruck-Land) am Mittwoch am Landesgericht Innsbruck wegen versuchten Mordes verantworten müssen. Dem Angeklagten wurde vorgeworfen, zwei 16-jährige Mitschüler lebensbedrohlich verletzt zu haben. Der Prozess war für zwei Tage anberaumt und soll am Freitag fortgesetzt werden.

Der Angeklagte soll im September des Vorjahres zunächst einem Mitschüler mit einem Messer in den Hals und dann einem einschreitenden Schüler ins Gesicht und in die Brust gestochen haben. "Ich wollte niemanden umbringen", beteuerte der 19-Jährige jedoch vor dem Geschworenengericht.

Vor der letzten Unterrichtsstunde sei es zu einem Streit mit mehreren Mitschülern gekommen, weil ihm jemand einen Klaps auf den Hinterkopf verpasst habe, sagte der Angeklagte. Er sei davon ausgegangen, dass dies der 16-Jährige gewesen sei, den er nach Schulschluss attackierte. "Ich wollte ihm einen Denkzettel verpassen, ich wollte ihm wehtun. Über die Folgen habe ich nicht nachgedacht", erklärte der Beschuldigte.

Messer zur "Selbstverteidigung"

Als dann der zweite 16-Jährige kurz nach der Attacke einschritt und ihn überwältigen wollte, habe er mit dem Messer, das er immer noch in der Hand hatte, ausgeschlagen und dabei den Burschen getroffen. "Ich wollte ihn aber nicht verletzen", meinte der 19-Jährige. Das Messer, ein 20 Zentimeter langes Klappmesser, habe er zur Selbstverteidigung bei sich gehabt.

"Freunde waren wir nicht, es gab immer wieder Auseinandersetzungen zwischen uns, aber keine Handgreiflichkeiten", beschrieb der 16-Jährige, der als erstes attackiert worden war, sein Verhältnis zu dem Angeklagten. Der 19-Jährige sei nach dem Unterricht vor der Schule von hinten auf ihn zu gekommen. Den Stich selbst habe er gar nicht gespürt, er habe nur einen Schlag gegen seinen Hals wahrgenommen, berichtete das Opfer.

Stich in die Lunge

"Ich sah, wie er das Messer rausnahm und zustach", sagte der zweite lebensgefährlich verletzte 16-Jährige. Daraufhin habe er sofort reagiert und eingegriffen. "Wir landeten dann irgendwie am Boden, aber wie und wann ich dabei verletzt wurde, daran kann ich mich nicht mehr erinnern", schilderte der 16-Jährige die Rangelei zwischen dem Angeklagten und mehreren Schülern nach der ersten Attacke. Er sei insgesamt drei mal gestochen worden, einmal in die Lippe bis in den Kiefer, einmal durch eine Rippe in die Lunge und in den Arm.

Laut einem Gutachten der Psychiaterin Adelheid Kastner leidet der 19-Jährige unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, war aber trotzdem zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig, zitierte Staatsanwalt Florian Oberhofer aus dem Gutachten. "Meinem Mandanten fehlt jegliches Sensorium für soziales Verhalten. Er kann Emotionen und Denkmuster anderer nicht antizipieren und entschlüsseln", sprach auch Verteidiger Mathias Kapferer das Gutachten an. Bis dato habe sein Mandant aber ein unauffälliges und normales Leben geführt. Ein Urteil wird für Freitag erwartet.