An seinen ersten Flug mit der Riesen-Säge kann sich Pilot Wolfgang Jäger noch gut erinnern: „Das war vor sechs Jahren in Tirol. Ich war sehr angespannt“, erinnert sich der gebürtige Wolfsberger, der für das Vorarlberger Unternehmen Wucher Helicopter fliegt.

Kein Wunder, schon beim Zuschauen wird einem schwindlig, wenn die sechs Meter lange Säge von einem Hubschrauber pendelt und an Stromleitungen vorbei an Ästen schneidet. Das Sägen aus der Luft ist nicht nur spektakulär, sondern vor allem nützlich: Es soll verhindern, dass Äste und Bäume den Leitungen in die Quere kommen und dadurch Stromausfälle verursachen. „Die Säge wird eingesetzt, wenn das Gelände derart felsig und steil ist, dass ein Einsatz vom Boden aus zu gefährlich oder zu zeitaufwendig ist“, sagt Stefan Zach, Sprecher des niederösterreichischen Energieversorgers EVN.

In Niederösterreich schwebte die Riesen-Säge im Auftrag der EVN erst vor kurzem drei Wochen lang nahe Stromleitungen, die während des Einsatzes abgeschaltet werden. „Diese Einsätze sind immer sehr fordernd für die Piloten. Es besteht ja die Gefahr, dass sie versehentlich die Leitungen treffen“, sagt Roy Knaus, dessen Unternehmen Heli Austria die Einsätze in Niederösterreich geflogen ist. Das Sägesystem und sein Motor hängen dabei bis zu 60 Meter unter dem Hubschrauber; verbunden durch zusammengeschraubte Alurohre. Durch die Rohre zieht sich das Steuerungskabel, das von der Säge ins Cockpit führt. Von dort aus wird das System gesteuert.

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Viel Feinarbeit nötig

Der Pilot wird von einem Co-Piloten und einem Einweiser am Boden unterstützt. „Das ist enorm wichtig. Denn im Einsatz musst du dich voll auf die Säge konzentrieren. Das ist viel Feinarbeit: Oft schneidest du nur 30 Zentimeter an einer Stromleitung vorbei“, erzählt Pilot Wolfgang Jäger. Auch deshalb dürfen die Piloten nur fünf statt der üblichen sieben Stunden in der Luft sein. Sie müssen auch eine eigene Ausbildung absolvieren. In Österreich beherrscht nur eine Handvoll Piloten den wilden Ritt mit der Säge.

Sie sind auch international gefragt. Jäger war vor kurzem im Auftrag der deutschen Bahn im Berliner Umland in der Luft und hob auch schon in Frankreich und Italien ab.

Angespannt ist er dennoch immer noch, wenn er die riesige Säge unter seinem Hubschrauber pendeln sieht: „Aber zum Glück hab ich mich noch nie schlimm verschnitten.“