Die Stadt Wien will auch mit lokalen Maßnahmen gegensteuern. Deshalb entsteht die erste "kühle Meile" in der Zieglergasse in Neubau. Nebelduschen, Baumpflanzungen, helle Pflasterung und Wasserstellen sollen für spürbare Abkühlung sorgen. Das Projekt soll in anderen Bezirken Nachahmer finden.

Bis 2050 mehr als doppelt so viele Hitzetage

"Die Hitzetage werden sich in Wien bis 2050 mehr als verdoppeln. Wir müssen auf allen Ebenen handeln. Denn es reicht nicht mehr zu hoffen, dass es besser wird", warnte die designierte Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne) am Freitag in einer Pressekonferenz. Neben großen Schritten - "Ich bin davon überzeugt, dass kein Weg an der City-Maut vorbeiführt" - brauche es kleinteilige Initiativen: "Hier geht der siebente Bezirk voran - vorbildlich für ganz Wien."

Lediglich zwei Prozent Grünanteil

Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) betonte, dass Neubau einen Grünanteil von lediglich zwei Prozent habe. Die Zieglergasse eigne sich hervorragend dafür, "die erste Straße Wiens, bei deren Neugestaltung auf den Klimawandel reagiert wird", zu werden. Denn sie ziehe sich auf etwas mehr als einem Kilometer quer durch den gesamten Bezirk - von der Mariahilfer Straße bis zur Lerchenfelder Straße.

Was ist konkret geplant?

Was ist nun konkret geplant? An vier Stellen entlang der Straße werden platzartige Flächen mit vorgezogenen Gehsteigen und neuer heller, sonnenlichtreflektierender Pflasterung geschaffen. Einer davon ist der Kreuzungsbereich mit der Westbahnstraße, wo auch Fahrbahn- und Trottoirbereich auf gleiches Höhenniveau gebracht werden. Auf die vorhandene Ampel verzichtet man dort ebenfalls.

Ein Rendering zeigt, wie es im Neubau künftig ausschauen wird

Ansonsten werden an verschiedenen Stellen insgesamt vier sogenannte Kühlbögen aufgestellt, die ab ca. 27 Grad automatisch aktiviert werden und regelmäßig Sprühnebel abgeben. Sitzgelegenheiten mit bewachsenen Pergola-Konstruktionen, die Schatten spenden werden, kommen ebenso dazu wie rund zwei Dutzend Bäume (breitkronige Ulmen) und eine Reihe von Wasserentnahmestellen. So soll es gelingen, die gefühlte Temperatur in diesen Bereichen um fünf Grad zu senken.

In diesem Sommer wird man allerdings noch nichts davon merken. Denn die Arbeiten starten erst im August und werden bis Dezember dauern. Die volle Wirkung soll das Projekt dann spätestens in fünf Jahren entfalten, kündigte Reiter an.

2,4 Millionen Euro Kosten

Für den Autoverkehr ändert sich übrigens nichts. "Das ist kein Verkehrsberuhigungsprojekt", wobei die Maßnahmen freilich schon den Rad- und Fußverkehr fördern sollen. So werden etwa 50 zusätzliche Radabstellplätze geschaffen. Gleichzeitig müssen durch den Umbau 48 von derzeit 311 Autoparkplätzen dran glauben. Der Bezirkschef verteidigte dies mit dem Umstand, dass der Autobesitz in Neubau stark zurückgehe und aktuell auf 1.000 Einwohner nur noch 272 Pkw kämen. Außerdem gebe es zahlreiche Garagenplätze in der Umgebung. Laut Thomas Keller, Leiter der für Straßenbau zuständigen MA 28, schlägt das Projekt mit 2,4 Mio. Euro zu Buche, wobei rund 70 Prozent aus dem Rathausbudget kommen.

Hebein sagte, dass durch den Klimawandel der öffentliche Raum eine immer größere Rolle spiele, da sich viele Menschen etwa keine Klimageräte leisten könnten und dann besonders Ältere oder Kranke unter der Hitze leiden würden. Sie hofft, dass bald weitere "kühle Meilen" in der Stadt dazukommen. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht. Sie erhalte aber bei ihrer aktuellen Vorstellungstour durch die Bezirksvorstehungen sehr wohl Willensbekundungen, "gemeinsam Schritte setzen" zu wollen, versicherte Hebein.