Die Wiener Magistratsabteilung 48 testet derzeit unterschiedliche Systeme von Abbiegeassistenten an Müllabfuhr-Lkws - und ist mit keinem restlos zufrieden. Das haben Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) und MA-48-Chef Josef Thon bei der Präsentation der Geräte am Mittwoch betont. Die Produkte unterschiedlicher Hersteller funktionieren entweder mit Sensoren oder mit einer Bilderkennungssoftware.

Zum traditionell in Orange gehaltenen Fuhrpark der "48er" gehören insgesamt 300 Müllautos. Schon jetzt, so erläuterte Thon, ist das gesamte Umfeld des Fahrzeuges für den Lenker einsehbar. An den Müllabfuhren sind insgesamt sieben Spiegel montiert, einer mehr als vorgeschrieben ist, wie es hieß. Dazu kommt eine Rückfahrkamera sowie Sicherheitssysteme, die dem Schutz der auf dem hinteren Trittbrett stehenden Mitarbeiter dienen.

Assistenzsysteme sollen warnen

Aktuell werden auch Assistenzsysteme getestet, die beim Abbiegen vor Hindernissen im toten Winkel warnen sollen. Als passiv werden sie deswegen eingestuft, weil sie im Gegensatz zu den aktiven Systemen über keine Bremsfunktion verfügen. Die näher unter die Lupe genommenen Abbiege-Helfer funktionieren entweder über eine Bilderkennungssoftware oder über Sensoren sowie mit akustischen oder optischen Warneinrichtungen. Kameras und Bildschirme sind ebenfalls Teil der Vorrichtungen. Aktiviert werden die Systeme meist durch das Betätigen des Blinkers.

"Der Teufel liegt im Detail", berichtete Thon heute über die ersten Erfahrungen. Prinzipiell funktionieren alle Geräte - jedoch nicht nur dann, wenn tatsächlich Gefahr droht. So reagiert das System mit Bilderkennung unter bestimmten Umständen sogar auf den Schatten des eigenen Fahrzeuges. Andere wiederum beginnen zu piepsen, wenn größere Büsche - also sich nicht bewegende Objekte - ins Blickfeld geraten. Und ein Spezialproblem bei Müllgefährten: Auch vor Personen, die mit einer Mülltonne vorbeigehen, um sie zum Fahrzeug zu bringen, wird mitunter gewarnt.

"Work in progress"

"Wir werden so lange testen, bis es passt", sagte Sima. Derzeit sei die Initiative ein "work in progress". Auf dem Programm stehen dabei auch Nachtfahrten. Genauer beobachten will man demnächst auch, wie die Sensoren auf Verschmutzung reagieren.

Auf einen Zeitrahmen, bis wann eine Entscheidung über einen möglichen Einbau fällt, will sich die Stadt nicht festlegen. Man sei jedenfalls in engem Kontakt mit den Herstellern der Systeme bzw. auch der Lkw-Produzenten, wurde versichert. Zum Einsatz würden aber nur hochwertige Geräte kommen. "Wir lassen uns kein Klumpert andrehen", beteuerte Thon.

Die Assistenten kosten pro Stück rund 3.000 Euro - was laut Thon im Vergleich zu den Anschaffungskosten der Fahrzeuge (jeweils rund 200.000 Euro, Anm.) relativ gering sei. Der jüngste Gipfel im Verkehrsministerium wurde als "konstruktiv" bezeichnet. Nötig seien jedoch - bevor an eine rechtliche Verpflichtung zum Einbau gedacht werde - verbindliche Vorgaben.

Es sei mittels bundesweit geltender Norm zu klären, was die Systeme können müssten. Dies würde etwa für Fuhrpark-Betreiber sicherstellen, dass das von ihnen verwendete Produkt auch den Vorgaben entspreche. "Es braucht eine Bundesregelung", zeigte sich Thon überzeugt. Falls es keine solche gebe, bestehe die Gefahr, dass jeder ein anderes System verwende, warnte er.

Offiziell hat sich Wien zuletzt für eine Verpflichtung ausgesprochen. Die zuständige Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) stellte auch eine Förderung für Nachrüstungen in Aussicht - falls der Bund ebenfalls finanzielle Anreize schaffen würde.