Die Lawinengefahr an der Alpennordseite bleibt auch am Mittwoch in vielen Teilen Österreichs hoch. Der seit Samstag im freien Skiraum von Lech am Arlberg vermisste Skifahrer ist heute tot aus dem durchsuchten Lawinenkegel geborgen worden.

Der 28-Jährige Deutsche sei in einer Tiefe von zweieinhalb Meter gefunden worden, teilte die Polizei mit. Seine Ortung sei mit einer Lawinensonde erfolgt. Eine Lawine hatte am Samstag auf der gesperrten Skiroute "Langer Zug" vier Wintersportler verschüttet. In der Nacht auf Sonntag gelang es den Suchmannschaften drei der Männer aus Deutschland im Alter von 57, 32 und 36 Jahren zu orten, sie konnten jedoch nur noch tot geborgen werden.

Die Versicherungen erwarten indes enorme Schäden durch die Schneemassen. Man könne es mit dem Jahr 2006 vergleichen, "wo die österreichische Versicherungswirtschaft bei einem ähnlichen Schneedesaster rund 260 Millionen Euro an Zahlungen für Schneedruck und Schäden aus dem Schneedruck leistete", sagte der Präsident des Versicherungsverbandes und Uniqa-Österreich-Chef Kurt Svoboda im Ö1-Mittagsjournal. Die ersten Schadensbegutachtungen werden in den nächsten Tagen stattfinden. Das gesamte Ausmaß der Schäden wird aber erst Ende März abschätzbar sein.

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Neue Schnee-Rekorde

Die Neuschneemengen, die in den vergangenen 15 Tagen registriert worden sind, kommen selbst in den schneereichen Regionen Österreichs nur alle zehn bis 100 Jahre vor. Vereinzelt gab es sogar neue Rekorde. "Noch liegen nicht alle Daten vor, aber in Tirol, Salzburg, Oberösterreich und in der Steiermark gibt es auf jeden Fall neue Rekorde", sagte Michael Winkler von der ZAMG in Innsbruck. Einige Beispiel für neue Rekordwerte der 15-tägigen Neuschneesumme: Seefeld mit 283 Zentimetern. Abtenau mit 240 Zentimetern. Bad Mitterndorf mit 270 Zentimetern und Hochfilzen mit eindrucksvollen 451 Zentimetern.

Mittwoch und Donnerstag sollen nach den Prognosen der Meteorologen größtenteils sogar sonnig verlaufen. Die Lawinenwarndienste warnten jedoch, dass auch bei einem Rückgang des Risikos die Situation abseits der gesicherten Pisten sehr heikel bleibe. Auch bei Lawinenwarnstufe 3 (erhebliche Lawinengefahr) würde schon die Zusatzbelastung durch einen Wintersportler genügen, um einen Abgang auszulösen.

Bisher elf Lawinentote

In Österreich sind in diesem Winter nach vorläufigen Daten bisher elf Menschen in Lawinen ums Leben gekommen. Das sind für den Zeitraum vom 1. November bis Mitte Jänner doppelt so viele wie im langjährigen Durchschnitt, wie das Österreichische Kuratorium für alpine Sicherheit am Dienstag auf Anfrage mitteilte. Allein in Tirol und Vorarlberg starben den Erhebungen des Kuratoriums und der Alpinpolizei zufolge acht Wintersportler unter den Schneemassen. Seit dem 1. November verunglückten in den österreichischen Bergen insgesamt 40 Menschen tödlich.

Unterdessen ist der erneute Versuch, einen von einer Lawine verschütteten Skifahrer in Lech zu finden, zunächst ohne Erfolg geblieben. Wie die Polizei am Dienstag berichtete, war beim Überfliegen des Unglücksorts mit dem Hubschrauber kein Signal aufzufangen. Der vermisste 28-Jährige hatte wie seine drei bereits tot geborgenen Freunde ein Lawinenpiepsgerät dabei. Es bestehe keine realistische Hoffnung, den Vermissten lebend zu finden, hieß es. Die Suche soll am Mittwoch mit einem Großaufgebot von rund 80 Spezialisten von Bergrettung, Bundesheer und Alpinpolizei fortgesetzt werden.

Die Lawinengefahr in Vorarlberg hat sich zwar leicht entspannt, oberhalb von 2.200 Meter bestand aber auch am Mittwoch nach wie vor große Lawinengefahr der Stufe 4. Unerfahrenen Wintersportlern wurde dringend von Aktivitäten außerhalb des gesicherten Geländes abgeraten. Andreas Pecl vom Lawinenwarndienst rechnete mit einer nachhaltigen Entschärfung der Situation in den kommenden Tagen.

Trotz des Abklingens der massiven Schneefälle hat auch in Tirol am Mittwoch weiter verbreitet große Lawinengefahr, also Stufe 4 der fünfteiligen Skala, geherrscht. Diese gelte vor allem oberhalb der Waldgrenze, teilte der Lawinenwarndienst mit. Dann rechneten die Experten aber mit einem langsamen Rückgang der Lawinengefahr.

Einbußen für Tourismus

Die Tourismusbranche hat zurzeit Einbußen zu verzeichnen. "Die kurzfristigen Buchungen sind in der letzten und in dieser Woche teilweise um die Hälfte zurückgegangen. Da ist schon ein Loch entstanden", sagte Petra Nocker-Schwarzenbacher, Tourismusobfrau der österreichischen Wirtschaftskammer, der dpa. Tourismusbetriebe in Ländern wie Kärnten, in denen es kein Schneechaos gab, hätten davon profitiert. Insgesamt sei die Stimmung aber gut, es gebe in der Branche wegen der starken Schneefälle kein großes Wehleiden. Die Anfragen für Februar, März und April seien spürbar gestiegen.