Während Feuerwehr, Bergrettung, Straßendienst und Bundesheer am Dienstag in den betroffenen Gebieten angesichts abgeschnittener Ortschaften, gesperrter Straßen, vermisster Wintersportler oder der anhaltenden Lawinengefahr im Dauereinsatz standen, wurden weitere starke Schneefälle vorhergesagt. Zum zweiten Mal innerhalb von nur vier Tagen gab die ZAMG die höchste Warnstufe (rot) aus.

Bis Donnerstag waren an der Nordseite der Alpen verbreitet 20 bis 60 Zentimeter Neuschnee zu erwarten, auf den Bergen auch mehr als ein Meter, so ZAMG-Meteorologe Alexander Ohms. "Das gilt vor allem für Vorarlberg, Nordtirol, Salzburg, die nördliche Obersteiermark, die Oberösterreichischen Voralpen und das Mostviertel. Außerdem weht zeitweise kräftiger, auf den Bergen teils auch stürmischer, Wind aus West bis Nordwest."

Wegen der Gefahr von Lawinen und umstürzender Bäume waren im ganzen Bundesland Salzburg weiterhin zahlreiche Straßen gesperrt. Über den Tag waren aber zumindest zeitweise wieder alle Gemeinden erreichbar. Bei Abtenau nutzten am Dienstag fünf Skifahrer ein kurzes Wetterfenster, um selbstständig aus einer eingeschneiten Berghütte abzufahren, auf der sie seit Tagen festsaßen. In St. Koloman hatte die Bergrettung bereits am Montagabend elf Touristen befreit, die ohne Strom und bei zu Neige gehenden Vorräten vom Schnee eingeschlossen waren.

Das Bundesheer war am Dienstag erstmals auch in Salzburg zu Assistenzeinsätzen gerufen worden. In Dienten am Hochkönig und in Maria Alm (Pinzgau) schaufelten etwas mehr als 40 Mann den Schnee von öffentlichen Gebäuden, um die Gefahr von Schäden und Einstürzen zu verringern. Auf manchen Dächern lagen mittlerweile zwei bis drei Meter Schnee.

Am Vormittag begannen dann auch 40 bis 50 Soldaten bei Hintersee (Flachgau), die gesperrte Landesstraße von umgestürzten Bäumen zu befreien. Auch St. Koloman (Tennengau) bekam am Nachmittag durch 40 Mann Unterstützung. Darüber hinaus hat der Katastrophenschutz des Landes das Bundesheer um Hubschrauber-Unterstützung für Erkundungs- und Transportflüge und eventuelle Lawinensprengungen angefordert. Geplant sei überdies, dass in den nächsten Tagen bis zu vier Heereshubschrauber in Salzburg stationiert werden, um rasch für weitere Assistenzeinsätze zur Verfügung stehen zu können.

In der Steiermark waren wegen der schlechten Witterung am Dienstag vorerst kaum Hubschrauberflüge möglich. Die Heeres-Helikopter blieben am Boden, ein Polizeihubschrauber aus Klagenfurt musste im Raum Murtal abdrehen. Ein Helikopter der Exekutive aus Graz schaffte eine Lawinenerkundung in Johnsbach. Die Lawinensituation war weiterhin in den nördlichen Landesteilen erheblich bis groß. Die Schneemengen belasteten auch Hausdächer, Feuerwehren begannen verbreitet, diese abzuschaufeln. Im abgeschnittenen Sölktal machte sich die Bergrettung zu Fuß und mit Skidoo weiter nach hinten ins Tal auf, um Medikamente zu liefern.

Notstromaggregate vorbereitet

Die Energie Steiermark zog Dienstagvormittag in Absprache mit der Landeswarnzentrale ihre Notstromaggregate vorsorglich für die Obersteiermark zusammen: "Bisher war der Schnee leicht und flockig, aber wenn er patzig wird und dann gefriert, kann das zu Schäden an Bäumen und in Folge auch an Stromleitungen führen", so Konzernsprecher Urs Harnik-Lauris. Besonders die derzeit am Straßenweg nicht erreichbaren Ortschaften würde ein zusätzlicher Ausfall der Elektrizität schwer treffen. Man arbeite an Lösungen, wie etwa die Notstromaggregate im Ernstfall in die Ortschaften gebracht werden, denn ein Einfliegen per Hubschrauber sei eher nicht denkbar. Bisher blieb es bei kleineren Ausfällen in der Stromversorgung.

Lawinenwarnstufen in den Bundesländern
Lawinenwarnstufen in den Bundesländern © (c) APA

In Vorarlberg ist die Lawinengefahr am Dienstag vorübergehend auf Stufe 3 (erheblich) zurückgegangen, die Verantwortlichen des Landes rüsteten sich aber für die erwartete große Lawinengefahr der Stufe 4 in den nächsten Tagen und schlossen auch das Erreichen der höchsten Lawinengefahr - Stufe 5 - nicht aus. Unerfahrenen wurde von Touren außerhalb des gesicherten Skiraums weiter dringend abgeraten.

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) wies in einer Pressekonferenz nachdrücklich auf die getroffenen Vorkehrungen hin. Man sei auf den Ernstfall gut vorbereitet, unter anderem mit einem speziell geschulten Lawineneinsatzzug des Bundesheers mit einer Personenstärke von 40 bis 50 Mann, auch 180 Grundwehrdiener und 160 Polizeischüler stehen zur Verfügung. Der angeforderte Bundesheer-Hubschrauber war aufgrund der Wetterbedingungen bis Dienstagmittag noch nicht in Vorarlberg eingetroffen.

Schwere Zwischenfälle aufgrund des Wetters blieben in Vorarlberg unterdessen vorerst aus. Wie am Dienstag bekannt wurde, musste ein 45-jähriger Skifahrer die Nacht auf Montag im Freien verbringen, er kam jedoch unverletzt davon.

In Oberösterreich hat es am Dienstag weiterhin Stromausfälle im Mühlviertel gegeben, der Versorger Linz AG war mit 50 Personen im Einsatz, um die Leitungen so schnell wie möglich zu reparieren. Durch die Wetterlage und abstürzende Äste entstanden aber immer wieder neue Schäden. Etliche Verkehrsverbindungen, auch in die Steiermark via Pötschenpass, Hengstpass und Koppenpass waren wegen drohender Lawinen gesperrt.

In Tirol blieb die Wetter- und Lawinensituation auch am Dienstag kritisch. Die Schneefälle nahmen wieder zu, die Lawinengefahr wurde oberhalb der Waldgrenze weiter mit Stufe 4 der fünfteiligen Skala beurteilt. Mit Neuschnee und starkem Wind würden Anzahl und Größe der Gefahrenstellen im Tagesverlauf noch zunehmen.

Bereits Montagabend war es in Finkenberg im Zillertal zu einem Lawinenabgang auf eine Gemeindestraße gekommen. Die Straße wurde auf einer Länge von rund 100 Meter verlegt. Unter den Schneemassen begraben wurde niemand, nach einer zweistündigen Suchaktion konnte Entwarnung gegeben werden. Eine gute Nachricht gab es indes von der Verkehrsfront: Die Felbertauernstraße in Osttirol wurde Dienstagfrüh vorerst wieder für den Verkehr freigegeben. Die Straße war wegen Lawinengefahr seit Samstag gesperrt.

In Niederösterreich war die Lawinensituation am Dienstag angespannt. Großes Risiko (Stufe 4 von 5) herrschte in den Ybbstaler Alpen und im Rax-Schneeberggebiet, in den übrigen Bergregionen galt Stufe 3 ("erheblich"). "Die Lawinensituation spitzt sich mit weiteren intensiven Neuschneemengen (speziell in den Ybbstaler Alpen) und anhaltendem Sturm weiter zu!", teilte der Lawinenwarndienst mit.

Am Hochkar in der Marktgemeinde Göstling (Bezirk Scheibbs) wurde das Bundesheer um Hilfe gebeten, um Wohnobjekte freizuschaufeln. "Wir haben grünes Licht erhalten, dass wir Unterstützung vom Bundesheer bekommen", berichtete Bürgermeister Friedrich Fahrnberger (ÖVP) am Dienstag. Ein Einsatz war aufgrund der Situation an Ort und Stelle aber vorerst nicht möglich. Die Hochkar Alpenstraße und das Skigebiet bleiben bis auf Weiteres gesperrt, nachdem das Hochkar am Montag evakuiert worden war.

"Wir räumen die Straße auf einer Strecke von drei Kilometern bis zur ersten Gefahrenstelle, ab da ist gesperrt", berichtete Fahrnberger am Dienstag nach einer Besprechung der Lawinenkommission. Mittels Hubschraubern sollen die Gefahrenpunkte aus der Luft gesichtet und die Lawinensprengungen durchgeführt werden. Flüge waren aber am Dienstag aufgrund der Wetterlage nicht möglich. LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP) machte sich auf den Weg nach Göstling, um am Nachmittag gemeinsam mit Militär und Einsatzorganisationen weitere Schritte und einen Assistenzeinsatz zu besprechen.

Auch bei der Suche nach zwei seit Samstag bei Hohenberg (Bezirk Lilienfeld) vermissten Tourengehern aus dem Bezirk Krems wird es zu einem Assistenzeinsatz des Bundesheeres kommen. Wegen der bestehenden großen Lawinengefahr müsse jedoch gründlich beurteilt werden, "ob wir in den Einsatzraum vordringen können", sagte Michael Hochgerner von der Alpinpolizei. Die Suche soll frühestens am Mittwoch fortgesetzt werden. "Wir wollen auf keinen Fall die Einsatzmannschaften gefährden."

Im südlichen Niederösterreich waren rund 300 Haushalte in den Bezirken Lilienfeld und Scheibbs von vorübergehenden Stromausfällen betroffen. "Ein Problem ist der Schneedruck, der Bäume umknickt und Äste abreißt, die auf Stromleitungen fallen", sagte EVN-Sprecher Stefan Zach. Auch der Sturm sorgte für Probleme. Knapp 200 Störungsmonteure der Netz NÖ standen gemeinsam mit Freiwilligen Feuerwehren im Einsatz. Zum Teil mussten bei den Reparaturarbeiten Skidoos eingesetzt werden. Notstromaggregate wurden installiert für den Fall, dass es aufgrund von Wind und Schneelast erneut zu Störungen kommt.