Für gehörige Aufregung sorgt ein "Falter"-Bericht über den Verein Teenstar, der den Zugang einer ganzheitlichen Sexualität propagiert.

In mehreren Bundsländern - es handelt sich um Nieder- und Oberösterreich, in Salzburg stellte der Landesschulrat laut Berichten die Zusammenarbeit bereits ein - bietet TeenSTAR sogenannte "Aufklärungsworkshops" in Volksschulen und "Teenstar-Kurse" für Jugendliche an. Interne Dokumente, die dem Falter zugespielt wurden, würden ohne kritisches Hinterfragen kirchliche Denkweisen zu verschiedenen wichtigen Themen, wie Geschlechtsverkehr, Verhütung, Homosexualität und Masturbation vermitteln, so die Kritik.

"Kombinierte Therapie" bei Homosexualität?

Die Homosexuelle Inititative (HOSI), eine seit 1979 tätige politische Interessenvertretung und Serviceorganisation für Lesben und Schwule in Österreich, ortet "religiösen Fundamentalismus" sowie rückständiges und bedenkliches Gedankengut, das so von Teenstar propagiert werde. Masturbation als Problem, kein Sex vor der Ehe als Ziel und nicht zuletzt Homosexualität als Identitätsproblem: Eine Änderung der sexuellen Orientierung sei möglich, "oft durch eine Kombination von Therapie, speziellen Selbsthilfegruppen und geschulter Seelsorge", heißt es im Einführungstext zum Thema Homosexualität. Für die Aktion kritischer Schüler_innen (AKS) stehen die Teenstar-Unterlagen "stark im Gegensatz mit dem Erlass zu Sexualpädagogik 2015 vom Bundesministerium für Bildung." Prinzipiell sei die Bildung der sexuellen Identität "für alle Schülerinnen und Schüler ein großes und wichtiges Thema", so AKS-Bundesvorsitzende Sara Velic.

"Die Ansicht, dass Homosexualität eine Identitätsstörung sei, die geheilt werden könne, war schon in den 1990er-Jahren veraltet", so Paul Haller, Geschäftsführer der HOSI Salzburg - 1992 strich die Weltgesundheitsorganisation WHO Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel. "Wir sind schockiert, wie offen in den Unterlagen homophobes Gedankengut verbreitet wird", sieht man hier die Verbreitung von "religiösem Fundamentalismus" gegeben. Der Falter gesteht in seinem Bereicht dem Verein Teenstar zwar zu, "seine Aufgabe grundsätzlich sehr, sehr ernst zu nehmen" - und berichtet von "zwei schweren Ordnern voller kleinbeschriebener Blätter", die alle, die Teenstar-Kursleiter werden wollen, "durchackern" müssten. Dies mache die Schulworkshops aber nicht weniger fragwürdig.

"In Schulen absolut keinen Platz"

Kritik kommt auch seitens der SPÖ: Für SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner der gemeinsam mit SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid schon im Juli eine erste parlamentarische Anfrage zu diesem Verein an den Bildungsminister gerichtet hat, ist klar: "Derart fragwürdige Workshops haben in Schulen absolut keinen Platz. Die Politik muss rasch handeln, wenn im 'Aufklärungsunterricht' beispielsweise von Homosexualität als Identitätsproblem gesprochen wird. Bei solchen Inhalten können und dürfen wir gerade im Umgang mit Kindern und Jugendlichen nicht wegschauen - die Schule muss ein sicherer Ort sein", mahnt Lindner.

Auch eine Reaktion seitens Teenstar-Vereins selbst gebe es mittlerweile laut Falter: Dessen Leiterin Helga Sebernik ließ in einem E-Mail wissen, dass "die Unterlagen nicht die aktuellen seien und laufend aktualisiert würden."