Ein Herbst der speziellen Sorte: Der Oktober verwöhnte Österreich mit ungewöhnlich prächtigem Wetter und verjagte so manche Herbstdepression. Dann zogen vor allem über Kärnten verheerende Unwetter – und jetzt heizt uns der November geradezu ein: Ein riesiges, im Nordatlantik zu verortendes Tiefdruckgebiet beschert uns von seiner Vorderseite sehr milde, maritime Luft. Föhneffekte an der Alpennordseite bewirken dort noch höhere Temperaturen. An der Rückseite des Tiefs strömt hingegen eher kühle Luft aus Norden gen Afrika.

22,4 Grad in Waidhofen an der Ybbs

Stolze 23,5 Grad gab es zuletzt in Wieselburg (Niederösterreich). Und auch gestern schnellte das Thermometer nach oben: Spitzenreiter war Waidhofen an der Ybbs (ebenfalls Niederösterreich) mit 22,4 Grad.
Für Alexander Podesser von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg) ist es eindeutig: "Praktisch alle Modelllösungen zeigen bis über die Monatsmitte hinaus zum Teil deutlich überdurchschnittliche Temperaturen. Zeitweise weht dabei kräftiger Südföhn, etwas Niederschlag ist tageweise mit schwachen Frontdurchgängen möglich." Und für alle, die schon von Schnee tagträumen: "Es ist kein Wintereinbruch in Sicht."

Nicht ganz so positiv sieht dementsprechend auch die Wintersportbranche das Wetter: "Die Skigebiete werden wegen der fehlenden Möglichkeit der Erzeugung von technischem Schnee langsam nervös. Sie erhalten von uns Vier-Wochen-Prognosen." Weiter in die Zukunft zu schauen, wäre Kaffeesudlesen – "aber auch da gibt es derzeit keine echten Wintersignale", stellt die Zamg klar. Auf den Biorhythmus des Menschen scheinen die für diesen Monat ungewöhnlich milden Temperaturen indes keine negativen Effekte zu haben: Seitens des Roten Kreuzes heißt es auf Nachfrage, dass im gesamten Bundesgebiet derzeit keine vermehrten Einsätze wegen Kreislaufproblemen und dergleichen verzeichnet werden.

Das bisherige Herbstwetter sorgte freilich auch schon für massive Verwüstungen: "Tiefdruckentwicklungen über dem noch warmen Mittelmeer haben im Herbst ein Maximum. Vor allem Tiefs im Golf von Genua saugen feuchte Luft aus dem Meer und stauen sie an der Alpensüdseite. Dort regnet es dann sehr stark wie zuletzt im Raum Belluno oder nun im Kanaltal. Die Südstaugebiete liegen in Osttirol und Kärnten in den Karnischen Alpen, nördlich davon bläst trockener Föhn. Mit starken Unwettern und verheerenden Gewitterniederschlägen in Teilen von Italien."

26,6 Grad im November 1968

In Österreich gab es zuletzt eine ähnliche Wetterlage im November 2002, allerdings mit weniger Niederschlag und noch stärkerem Föhn – "damals wurden alpennordseitig ganze Wälder umgelegt, z. B. im Pinzgau", wirft Zamg-Experte Podesser einen Blick zurück. Die absoluten November-Rekordwerte seit Beginn der Aufzeichnungen? Am 2. November 1968 wurden 26,6 Grad in Schlins im Vorarlberger Bezirk Feldkirch gemessen. Am 7. November 1997 brachte man es im oberösterreichischen Weyer auf 26,3 Grad.

Aktuell bleibt die sehr milde und föhnige Südströmung noch fast durchgehend bis Sonntag erhalten – mit Wolken und nur etwas Regen im Süden. Der Großteil des Bundesgebietes aber wird mit teils sonnigem, teils nebligem Wetter bedacht.