Der Vorarlberger Bischof Benno Elbs hat am Mittwoch um "mehr menschliches Augenmaß im Umgang mit Flüchtlingen" gebeten. Bei der Entscheidung über die Gewährung von humanitärem Bleiberecht sollten die Bundesländer und die politisch Verantwortlichen vor Ort verbindlich miteinbezogen werden, so Elbs, der auch österreichischer Caritas-Bischof ist. "Menschen müssen immer Menschen bleiben", betonte er.

Elbs vermisste hinsichtlich mancher Abschiebe-Entscheidungen der vergangenen Tage "das Gespür für Menschlichkeit". Würde die Lokal- und Landespolitik mitbestimmen können, so wären die Berücksichtigung humanitärer Gründe und erfolgreicher Integration besser gewährleistet, fand der Bischof in seiner Aussendung. Bei solchen Entscheidungen könnten nicht der "Druck der Straße" oder Lobbyismus ausschlaggebend sein.

Ohne die Fälle konkret zu nennen, spielte Elbs offenbar auf die Abschiebung eines pakistanischen Lehrlings (Samstag) aus Lustenau sowie einer iranisch-armenischen Familie (Sonntag) aus Sulzberg (Bregenzerwald) an. Die Abschiebung der dreiköpfigen Familie hatte österreichweit Schlagzeilen gemacht, nachdem die schwangere Ehefrau bei der Abholung kollabiert war und in ein Vorarlberger Krankenhaus eingeliefert werden musste. Laut "Vorarlberger Nachrichten" (Mittwoch-Ausgabe) befindet sich die 32-Jährige nach wie vor in Spitalsbehandlung. Der Ehemann und der dreijährige Sohn des Paares , die am Sonntag nach Wien gebracht wurden, durften mittlerweile nach Vorarlberg zurückkehren. Die Abschiebung droht jedoch nach wie vor: Sobald die Gesundheit der Frau es zulässt, soll die Familie Österreich verlassen müssen.

Gegen die "Grausamkeiten des Asylsystems" haben am Dienstagnachmittag auch etwa 200 Personen vor der Regionalstelle des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl (BFA) in Feldkirch demonstriert. Unter den Teilnehmern waren etwa die Spitzenvertreter der Vorarlberger SPÖ und des ÖGB.