Nicht nur in Kärnten, Osttirol und der Steiermark tobte das Unwetter. Ein schwerer Föhnsturm hat am Dienstagmorgen die Stadt Salzburg erreicht und dort große Schäden angerichtet. "Wir haben ab 6.00 Uhr kurzfristig eine große Zahl an Einsätzen hereinbekommen", sagte Werner Kloiber von der Berufsfeuerwehr Salzburg. Teilweise liefen bis zu 70 Einsätze parallel. Auf der Festung Hohensalzburg wurden ein nicht unerheblicher Teil des Daches abgedeckt.

"Wir haben das Areal großräumig abgesperrt. Solange der Wind anhält, können wir nur abwarten", sagte Kloiber. Im ganzen Stadtgebiet stürzten Bäume und Kamine um oder drohten umzustürzen, Blechdächer wurden abgetragen. Auch der Chiemseehof, der Sitz der Salzburger Landesregierung, war betroffen. Wie hoch die Schäden tatsächlich sind, lasse sich noch nicht abschätzen. Das Amt für öffentliche Ordnung hat kurz vor 8.00 Uhr eine Sperre für den Kapuzinerberg und den Mönchsberg, die Friedhöfe, Parks und städtischen Wälder veranlasst. Es herrsche erhebliche Gefahr durch umstürzende Bäume und losgerissene Äste. Die Festung Hohensalzburg bleibt bis auf weiteres gesperrt. Die Festungsbahn ist derzeit außer Betrieb. Der Föhnsturm hat an den jahrhundertealten Gebäuden erheblichen Schaden angerichtet. Es wurden große Teile des Zeughauses und des Schüttkastens abgedeckt sowie Kamine beschädigt. Die Dachteile wurden auf die darunterliegenden Gebäude, in den Hof und auch auf die Trasse des Reißzuges geschleudert. Der Lastenaufzug ist daher momentan nicht zu benützen.Wie Josef Haslhofer von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik gegen 8.30 Uhr zur APA sagte, sei das Schlimmste aber bereits wieder vorbei. "Der Höhepunkt wurde bereits erreicht, der Wind wird im Laufe des Vormittags zunehmend weniger." Die stärksten Böen im Stadtgebiet wurden mit 89 km/h an der Messstelle am Flughafen Salzburg erreicht.

Unwetter im Bundesland Salzburg

Starker Regen und ein heftiger Föhnsturm haben in der Nacht auf Dienstag im Bundesland Salzburg für mehr als 200 Feuerwehreinsätze gesorgt. Bäume stürzten um, Häuser wurden abgedeckt, vereinzelt traten Flüsse über die Ufer. Wie das Landesfeuerwehrkommando am Vormittag mitteilte, standen 43 Feuerwehren mit mehr als 950 Mann im Einsatz. Meldungen über Verletzte lagen zunächst nicht vor.

Im Süden des Landes hatte es am Montagabend stark zu regnen begonnen. In der Gemeinde Muhr (Lungau) wurde kurz nach 21.00 Uhr Zivilschutzalarm ausgelöst. Die Mur war über die Ufer getreten und hatte das Ortszentrum überschwemmt. Mit Megafonen forderte die Feuerwehr die Bewohner auf, in ihren Häusern zu bleiben, die Keller zu meiden und sich in die oberen Stockwerke zu begeben. Die Gemeinde war am Dienstagmorgen noch von der Außenwelt abgeschlossen. Wie der Lungauer Katastrophenschutzreferent Philipp Santner sagte, sei der nahe Rotgülden-Stausee fast randvoll und drohte überzulaufen, der Zivilschutzalarm wurde am Dienstagmorgen aber wieder aufgehoben.

Auch in andern Teilen Salzburgs mussten Straßen wegen Murabgängen, umgestürzter Bäume und der Gefahr von Überschwemmungen gesperrt werden. Im Großarltal und im Gasteinertal kam es zu kleinräumigen Überflutungen. Am Dienstagmorgen verlagerte sich das Einsatzgeschehen durch den Föhnsturm in die Stadt Salzburg, den Tennengau und in den Flachgau, wo am Vormittag noch gut ein Dutzend Feuerwehren im Einsatz standen.

Weil umgestürzte Bäume Stromleitungen kappten oder beschädigten, waren im Bundesland laut Salzburg AG zu Spitzenzeiten mehr als 3200 Haushalte zeitweise ohne Strom. Rund 50 Mitarbeiter waren und sind mit der Behebung der Störungen beschäftigt. Am Dienstag gegen 9.00 Uhr seien nur mehr rund 300 Kunden betroffen gewesen, so der Landesenergieversorger.

190 Einsätze in Oberösterreich

In Oberösterreich ist von dem Sturm in der Nacht auf Dienstag vor allem das Seengebiet im Süden betroffen gewesen. Das Landesfeuerwehrkommando meldete rund 190 Einsätze in der Nacht, hauptsächlich mussten umgestürzte Bäume von Straßen und Häusern geräumt sowie Gebäude geschützt werden. Verletzt wurde niemand, teilte die oö. Polizei am Dienstag mit.

In Kirchdorf an der Krems wurde ein Haus abgedeckt
In Kirchdorf an der Krems wurde ein Haus abgedeckt © APA/FOTOKERSCHI.AT /WERNER KERSCHBAU

Am heftigsten wütete der orkanartige Sturm in den Bezirken Vöcklabruck, Gmunden und Kirchdorf an der Krems. Zahlreiche Bäume wurden auf Straßen geschleudert, in Gosau blockierte ein etwa zwei Tonnen schwerer Felsbrocken eine Fahrspur der Pass Gschütt Straße (B166), die Atterseestraße (B151) war zwischen Nußdorf und Unterach gesperrt. Auch die Oberwanger Straße und die Seewalchener Straße waren während Aufräumarbeiten für den Verkehr gesperrt.Eine starke Sturmbö erfasste das Dach der Mehrzweckhalle in St. Georgen, riss große Teile der Glasverkleidung aus der Dachkonstruktion und schleuderte sie auf den nahen Parkplatz. Auch in Wels beschäftigte das abgedeckte Dach eines Mehrparteienhauses die Einsatzkräfte. Insgesamt waren 139 Feuerwehren mit rund 2100 Personen im Einsatz. Die Straßen wurden so gut wie möglich für den Frühverkehr geräumt, am Vormittag stürzten noch vereinzelt Bäume um, die Intensität habe aber nachgelassen, hieß es aus dem Landesfeuerwehrkommando OÖ.In Gilgenberg am Weilhart im Bezirk Braunau brannte das Wirtschaftsgebäude eines Bauernhofes ab, ein Übergreifen der Flammen auf das Wohnhaus konnten die Feuerwehren verhindern. Die Löscharbeiten gestalteten sich wegen des Windes schwierig. Die Brandursache war vorerst nicht bekannt.

Stromausfälle in Niederösterreich

Der Sturm hat in Teilen Niederösterreichs zu Stromausfällen geführt. In der Nacht auf Dienstag waren vorübergehend bis zu 3000 Kunden betroffen, sagte EVN-Sprecher Stefan Zach. Bäume waren auf Leitungen und Trafostationen gefallen, am Vormittag waren noch knapp 800 Haushalte, vor allem im Alpenvorland und im Mariazellerland, ohne Strom. "Es gibt sehr viele Schadensstellen", so Zach zur APA.

In der Nacht auf Dienstag lag der Schwerpunkt im südlichen Niederösterreich, etwa im Raum Neunkirchen, Lilienfeld, Neulengbach und Bruck an der Leitha. Auch in Horn (Waldviertel) kam es zu einem Stromausfall. Die Störungsmonteure der Netz Niederösterreich waren seit Montagabend im Einsatz, konnten aber wegen des schweren Sturms und umgestürzter Bäume zahlreiche Schadensstellen nicht erreichen.

Am Dienstagvormittag waren noch 25 Trafostationen im Süden des Landes, etwa in der Region um Traisen und Türnitz (Bezirk Lilienfeld), ohne Strom. Zusätzliche Monteure aus den Bezirken Melk und St. Pölten waren bei den Reparaturarbeiten im Einsatz. Aufgrund von Straßensperren wegen umgestürzter oder entwurzelter Bäume konnten die Mitarbeiter der Netz Niederösterreich nur mit Unterstützung der Feuerwehren zu den Schadensstellen vordringen, die zum Teil in waldreichen Gebieten und im Gebirge lagen. Es wurde erwartet, dass die Stromausfälle im Mariazellerland noch bis zum Nachmittag andauern.

Auch zu einigen Straßensperren kam es aufgrund des Sturms. Wegen umgestürzter Bäume nicht befahrbar waren am Dienstagvormittag die B21 zwischen der Straßenkreuzung Kalte Kuchl und dem Ochssattel in beiden Richtungen sowie u.a. die L102 und die L5213 im Raum Türnitz (Bezirk Lilienfeld).

Sturm mit bis zu 120 km/h in Vorarlberg

Der prognostizierte Föhnsturm ist in der Nacht auf Dienstag mit Windspitzen von bis zu 120 km/h über Vorarlberg hinweggezogen. Die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) verzeichnete bis 8.30 Uhr 42 Einsätze, anschließend beruhigte sich das Wetter. Für die Feuerwehrleute galt es vor allem, von Bäumen verlegte Straßen wieder frei zu räumen. Verletzt wurde niemand.

Nach Angaben der RFL auf APA-Anfrage erstreckte sich der Föhnsturm über das ganze Land, die notwendigen Einsätze verteilten sich auf alle Vorarlberger Regionen. Die umgestürzten Bäume verursachten lokal auch Stromausfälle, etwa im hinteren Bregenzerwald. Dort musste laut ÖAMTC die Bregenzerwaldstraße (L200) zwischen Schoppernau und Schröcken in beide Richtungen gesperrt werden. Mit einer Freigabe war Dienstagmittag zu rechnen.

Ebenfalls nicht befahrbar war am Dienstagvormittag aufgrund von Sturmschäden an der Oberleitung die Arlbergbahnstrecke zwischen Bludenz und Landeck. Seitens der ÖBB wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Am frühen Vormittag ließ die Windgeschwindigkeit deutlich nach. Im Arlberggebiet wurden bis 9.00 Uhr noch Windspitzen von über 50 km/h registriert, auch am Bodensee - in Bregenz oder am Rohrspitz - erreichten die Böen Tempi von mehr als 40 Stundenkilometer.