Das Geld, das er hatte, steckte er in die Automaten: jeden Tag, stundenlang, bis alles weg oder er einfach zu erschöpft war, um weiterzuzocken. Einmal verspielte der Mann 13.000 Euro innerhalb von 45 Minuten.

Sein Fall wurde vor dem Landesgericht Wiener Neustadt verhandelt. Er hatte den Glücksspielkonzern Novomatic geklagt. Das Gericht gab ihm recht. Die Rekordsumme von rund 2,5 Millionen Euro muss der Konzern dem Spielsüchtigen zurückzahlen, wurde gestern bekannt.

Der Kläger konnte dem Gericht beweisen, dass er in Wien zwischen 2002 und 2012 derart viel Geld an Novomatic-Automaten verspielte: Er hatte seine und die Kreditkarte seiner Frau benützt, Geld aus der Kassa seines Geschäfts genommen, worüber er Aufzeichnung führte. Und dann waren da noch Geschenke seiner Eltern und seines Bruders.

„Das Urteil und die Verfahrensführung weisen unserer Ansicht nach viele offensichtliche Mängel auf“, hieß es gestern in einer Stellungnahme des Konzerns gegenüber der Kleinen Zeitung. Der Betrieb der Automaten sei laut Novomatic rechtens gewesen. Das Spielverhalten des Mannes habe man nicht nach den „heutigen Standards“ überprüfen können, da damals noch anonym gespielt wurde, ließ man dazu wissen.

Wie auch immer der Fall ausgeht – er macht deutlich, welch riesige Summen in das Glücksspiel fließen. 1,675 Milliarden Bruttospiel- und Wetterträge verzeichnete der Markt für Glücksspiel und Sportwetten im Vorjahr, meldete der „Branchenradar“. Ein großer Teil davon wandert in Automatenschlitze. Der „Branchenradar“ zeigt auch, dass immer mehr Menschen im Internet zocken.

Auch die Suchthilfe kann das bestätigen. 2017 nannten bereits 66 Prozent ihrer Klienten das Internet als Ort ihres „problematischen Glücksspiels“, heißt es in einem Bericht der Spielsuchthilfe in Wien. Automaten wurden von 54,6 Prozent der Befragten als problembehaftet erlebt, gefolgt von Wetten (44,3 Prozent), Casinoautomaten (31,9 Prozent) und Roulette (22,2 Prozent). „Seit Jahren beobachten wir die kontinuierlich wachsende Bedeutung des Internets als Glücksspielort bzw. Ort des Wettens“, heißt es vonseiten der Spielsuchthilfe.

Besonders gefährlich: Im World Wide Web ist kaum zu überblicken, wo gespielt wird. Geschätzte 2000 illegale Zockerseiten sind derzeit von Österreich aus im Internet zugänglich. Der Staat hat keine rechtliche Handhabe gegen sie.