Erstmals hat eine Delegation der Muslimischen Jugend Österreich die Gedenkstätte im ehemaligen KZ Auschwitz-Birkenau besucht. Knapp 20 Jugendlichen aus sechs Bundesländern wurde Freitag und Samstag ein Einblick in das grausamste Vernichtungslager des Nationalsozialismus gegeben, in dem mehr als 1,1 Millionen Menschen ums Leben gekommen waren.

Die Reise nach Polen, die vom österreichischen Gedenkdienst organisiert wurde, findet im Rahmen des Projekts "MuslimInnen gegen Antisemitismus" statt, das seit Jahresbeginn läuft und bereits einige Besuche jüdischer Einrichtungen beinhaltet hat. Auch Kooperationen mit jüdischen Einrichtungen wurden eingegangen, die Israelitische Kultusgemeinde hatte die Initiative begrüßt, gleichzeitig aber auf antiisraelische Propaganda von muslimischen Vereinen in Österreich hingewiesen.

© APA/HELMUT FOHRINGER

Die Muslimische Jugend ist freilich seit langem bemüht, ihre Solidarität mit den Opfern des Holocaust zu bekunden. Seit mehr als einem Jahrzehnt nimmt die Organisation an den Gedenkfeiern im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen teil, wie Nermina Mumic, eine der Vorsitzenden, im Gespräch mit der APA betont. Freilich will man bei der Reise nicht nur auf den Aspekt hinweisen, dass hier muslimische Jugendliche dem Vernichtungslager einen Besuch abstatten. Es gehe auch darum, dass sich österreichische Jugendliche der Vergangenheit ihres Landes stellen, erläutert Canan Yasar vom Vorsitzteam der MJÖ den Sinn der Reise. Dem Pauschalvorwurf, dass Muslime Antisemiten seien, tritt sie gegenüber der APA entgegen. Dieses Phänomen gebe es tatsächlich, aber genauso bei Österreichern anderer Konfessionen.

Die Gruppe, die übrigens in einer christlichen Einrichtung untergebracht ist, war Donnerstag spät abends in Auschwitz (Oswiecim) eingetroffen und besuchte am Freitag vier Stunden lang die Gedenkstätte im Stammlager. Am Samstag war eine ebenso lange Führung in Birkenau vorgesehen.