Um 36 Prozent sollte Österreich seine Emissionen reduzieren, damit die Klimaziele von Paris bis 2030 umgesetzt werden können. Laut einer Studie, die vom Verkehrsministerium in Auftrag gegeben wurde, kann dies hierzulande nur erreicht werden, wenn das Tempo auf allen Autobahnen auf 100 beschränkt wird, wie derStandard berichtet.

Bis Ende des Jahres muss Österreich seine Pläne zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen in Brüssel präsentieren. Laut den Experten des Umweltbundesamtes sei das Einsparungspotenzial im Personenverkehr sehr hoch. Pro Jahr könnten 450.000 Tonnen Treibhausgase eingespart werden - allein durch die Geschwindigkeitsdrosselung.

Die Ergebnisse der Studie widersprechen den Plänen von Verkehrsminister Norbert Hofer, der ja bekanntlich auf zwei Drittel der heimischen Autobahnen Tempo 140 zulassen will. Der Zwischenbericht der Studie wird Hofer auch nicht von seinen Plänen abhalten. „Man kann dem Klimawandel mit Verboten begegnen oder positive Anreize zur Reduktion von Schadstoffen setzen", so der Verkehrsminister. Er will mit Förderungen Anreize zur Reduktion von Schadstoffen setzen.

Auch der VCO hatte die Pläne Hofers bereits kritisiert. Die geplante Einführung von Tempo 140 auf zwei Drittel von Österreichs Autobahnen stehe im Widerspruch zu Österreichs Klimastrategie. Norbert Hofer will das Testjahr abwarten: „Wir werden uns die Ergebnisse nach dem Testjahr ganz genau ansehen. Sollte sich herausstellen, dass es zu einer massiven Schadstoffzunahme gekommen ist, die Verkehrssicherheit deutlich abgenommen oder sich die Lärmbelastung deutlich erhöht hat, ist das Projekt 140km/h gestorben.“

Doch der erste Autofahrerklub, der Arbö, hat sich bereits gemeldet: "Derzeit herrscht bei manchen Interessensgruppierungen die Meinung, dass der motorisierte Individualverkehr Alleinverantwortlicher für die
Treibhausgasemissionen in Österreich ist und erst dann alles gut wird, wenn nur endlich das Auto verschwindet. Doch niemand redet über andere Einsparungspotentiale wie beispielsweise jene der Industrie", ärgert sich Gerald Kumnig, ARBÖ-Generalsekretär, anlässlich der jüngsten Forderung, ein generelles Tempolimit von 100 km/h auf den österreichischen Autobahnen einzuführen.

Sinnvoller wäre eine ehrliche Diskussion, die sämtliche Bereiche der Mobilität, aber auch alle anderen Verursacher von Emissionen berücksichtigt. "Der Individualverkehr wird allein durch die technische Weiterentwicklung für einen Rückgang der Emissionen sorgen. Dies haben namhafte Experten im von den Mobilitätsklubs ARBÖ und ÖAMTC in Auftrag gegebenen Expertenbericht "Mobilität und Klimaschutz 2030" veröffentlicht", so Kumnig weiter.

Einsparungen von klimaschädlichen Emissionen seien auch noch auf anderen Wegen möglich. So sollten etwa Einkaufszentren und Gewerbeparks nicht mehr auf grünen Wiesen erbaut werden dürfen. Ortskerne sollten verdichtet und die Wege zur Arbeit verkürzt werden. Auch in diesem Bereich liege  das Einsparungspotenzial bei 220.000 und 440.000 Tonnen.

Weltklimarat beginnt Beratungen zum 1,5-Grad-Ziel von Paris

Indes haben Forscher aus aller Welt in Südkorea beim Weltklimarats IPCC mit Beratungen über das ehrgeizige Ziel des Pariser Klimaabkommens begonnen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken. Wissenschafter warnen seit Jahren, dass ein extremeres Wetter durch den Klimawandel erwartet werden könne.

Zur Zeit des Abkommens vor drei Jahren sei noch "relativ unklar gewesen, welche Risiken in einer um 1,5 Grad wärmeren Welt gegenüber einer Welt vermieden werden, die um zwei Grad wärmer ist", sagte der Vorsitzende des Weltklimarats IPCC, Lee Hoe Sung, am Montag in Incheon. "Die Hitzewellen, Wald- und Flächenbrände sowie starke Regenfälle der vergangenen Monate überall in der Welt haben diese Warnungen unterstrichen", betonte Lee.

Einig sind sich die meisten Forscher, dass die Welt ohne zusätzliche Anstrengungen zur wesentlichen Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen auf drei bis vier Grad Erwärmung zusteuert. Dabei hatten die Politiker im Abkommen von Paris beschlossen, die Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Es sollten zudem Anstrengungen unternommen werden, sie bei 1,5 Grad zu stoppen. Letzteres hatten sich vor allem die kleinen Inselstaaten gewünscht. Der Weltklimarat bekam den Auftrag zu beschreiben, welche Folgen bereits eine Erwärmung von 1,5 Grad hätte und wie die Erderwärmung dort angehalten werden kann.

Nach seiner Sitzung bis zum 5. Oktober will der IPCC drei Tage später einen Sonderbericht zum 1,5-Grad-Ziel veröffentlichen. Im Mittelpunkt stehe dabei die Auswertung einer Zusammenfassung für die politischen Entscheidungsträger, sagte Lee.

Ein Kernteam von 91 Autoren und 250 weitere Forscher hatten für den Sonderbericht 6.000 Publikationen von rund 24.000 Experten analysiert. Der Report wird auch eine Grundlage für den nächsten UN-Klimagipfel im Dezember im polnischen Katowice sein.