Schubhäftlinge haben in der Nacht auf Samstag in einer Zelle des Wiener Polizeianhaltezentrums (PAZ) am Hernalser Gürtel in der Josefstadt Feuer gelegt und versucht, die Einsatzkräfte am Betreten des Raumes zu hindern. Alle sechs Insassen der Zelle - fünf Afghanen und ein Iraner - wurden schwer verletzt. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um einen Suizidversuch handelte.

Das Feuer brach gegen 22.30 Uhr in einer Zelle im ersten Stock des PAZ aus, sagte Polizeisprecher Harald Sörös. Es wurden starke Polizeikräfte, 50 bis 60 Polizisten im Regeldienst, dazu je 20 Beamte der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung und der Bereitschaftseinheit, herangezogen.

Sörös zufolge hatten die Häftlinge die Zellentür mit einem Spind verstellt, vermutlich um die Einsatzkräfte zu behindern. Ein Häftling lag reglos hinter der Tür. Ihn brachten die Beamten sofort aus der Gefahrenzone. In die Zelle konnten die Beamten nicht eindringen. Die Rauchentwicklung war zu stark. So übernahm die Wiener Berufsfeuerwehr.

"Wir wurden gegen 22.30 Uhr alarmiert und lösten - wie in solchen Fällen üblich - Alarmstufe zwei aus", sagte der Sprecher der Berufsfeuerwehr, Gerald Schimpf. Unter Atemschutz drangen die Feuerwehrleute - 70 waren im Einsatz - mit einer Löschleitung in das Gebäude ein und holten die anderen fünf Häftlinge aus der Zelle. Alle wurden der Berufsrettung übergeben.

Die Flammen waren schnell gelöscht. Wegen der starken Rauchentwicklung wurden 40 weitere Häftlinge aus dem ersten Stock des PAZ teilweise in den Innenhof und in andere Stockwerke evakuiert. Bei 14 bestand der Verdacht auf Rauchgasvergiftung, daher wurden sie von der Berufsrettung medizinisch versorgt. Auch ein Polizist wurde auf eine Rauchgasvergiftung überprüft, bei ihm wurde aber Entwarnung gegeben. Die Feuerwehr kontrollierte das Gebäude auf Rauchgase.

Die Berufsrettung brachte laut ihrem Sprecher Andreas Huber die sechs Schwerverletzten in verschiedene Wiener Krankenhäuser. Laut Polizei sind die fünf Afghanen 18 bis 33 Jahre alt. Beim sechsten Schwerverletzten handelt es sich um einen 30-jährigen Iraner. Zwei mussten künstlich beatmet werden, alle sechs wurden auf Intensivstationen von drei Wiener Spitälern untergebracht. Die Berufsrettung war mit einem Großaufgebot am Einsatzort. Darunter waren auch die Wagen des Katastrophenzuges.

Der innere Gürtel war einige Zeit für den Verkehr gesperrt. Zahlreiche Wägen von Polizei und Rettung blockierten die Fahrbahn. Erst nach Mitternacht war die Strecke wieder passierbar.

Wie das Feuer gelegt wurde, war in der Nacht auf Samstag noch unklar. Die Polizei vermutete, dass es sich um einen Suizidversuch handelte. In der Zelle fanden die Einsatzkräfte einen angesengten Abschiedsbrief. Unklar war zunächst, wer der Verfasser war.