Einer der spektakulärsten österreichischen Kriminalfälle der jüngeren Vergangenheit jährt sich zum fünften Mal: Am 17. September 2013 starben drei Polizisten und ein Sanitäter, als Fahnder einen Wilderer suchten. Der 55-jährige Alois H. hatte kurz nach Mitternacht in Annaberg (Bezirk Lilienfeld) eine Straßensperre durchbrochen und das Feuer eröffnet. Er tötete sich in der Folge selbst.

Auf der Flucht kam der 55-Jährige mit dem Auto von der Straße ab und prallte gegen einen Zaun. Alois H. schoss dann in einen Streifenwagen und tötete einen 38-jährigen Cobra-Beamten. Ein zufahrendes Rettungsfahrzeug geriet ebenfalls ins Visier des Schützen, ein 70-jähriger Sanitäter wurde tödlich getroffen.

Auf seiner weiteren Flucht zu Fuß stieß der Mann bei Lassinghof auf eine Streife und feuerte auf die im Wagen sitzenden Beamten. Der Lenker (51) kam ums Leben, der Wilderer zog den Toten aus dem Auto und warf ihn auf die Straße. Er tötete auch den zweiten Polizisten (44) und fuhr im Streifenwagen mit der Leiche zu seinem Anwesen in Großpriel bei Melk. Dort verschanzte er sich.

Großaufgebot mit Cobra

Ein Großaufgebot an Beamten, unter ihnen Dutzende Cobra-Kräfte, umstellte in der Folge den Vierkanthof. Auch drei Panzer des Bundesheeres rückten an, Hubschrauber wurden angefordert. Immer wieder schoss Alois H. aus dem Haus. Erst Stunden später drangen Beamte in den Hof ein. In einem Geheimraum im Keller stießen sie schließlich auf die verbrannte Leiche des Täters. Der Wilderer hatte Feuer gelegt, ehe er sich mit einem Kopfschuss tötete.

Waffenarsenal in Geheimraum

Monatelange Ermittlungen waren die Folge. In dem Geheimraum stieß die Polizei auf ein enormes Waffenarsenal, unzählige Jagdtrophäen und andere gestohlene Gegenstände. Fast drei Monate nach der Bluttat, am 19. Dezember, war die Sicherstellung der gestohlenen Gegenstände abgeschlossen: Es handelte sich u.a. um 305 Schusswaffen, Munition, 90 Hirsch- und etwa 500 Reh- sowie 100 weitere Jagdtrophäen. Insgesamt wurden Alois H. 108 Straftaten in mehreren Bundesländern zugerechnet, der Schaden wurde mit 9,8 Millionen Euro beziffert.

"Atypisches Verhalten"

Der Fall sei für die Exekutive eine Novität gewesen, sagte der damalige Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, anlässlich des ersten Jahrestages des spektakulären Kriminalfalls. "Es bleibt jemand am Tatort und sucht bewusst diese Konfrontation - mehrfach." Alois H. habe ein "atypisches Verhalten" an den Tag gelegt. Durch den Selbstmord des 55-Jährigen seien letztlich nicht alle Fragen beantwortbar gewesen. Eine Folge eines Evaluierungsberichts im Zusammenhang mit dem Fall war die Neubewertung der Tragepflicht der Schutzwesten.

Am ersten Jahrestag der Bluttat wurde ein 7,5 Tonnen schwerer Gedenkstein für die drei Polizisten und den Sanitäter enthüllt. Er hat seinen Platz an der Kreuzung B20/B28 in Annaberg. Die damalige Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) rief bei einer Gedenkfeier zum "niemals Vergessen" auf. "Der 17. September 2013 war einer der dunkelsten Tage in der Geschichte der österreichischen Blaulichtorganisationen", erinnerte sie.