Wiesenbrüter wie Kiebitz, Großer Brachvogel und Bekassine sind in Vorarlberg vom Aussterben bedroht. Das Rheintal gehört zu den wichtigsten Brutgebieten dieser Arten in Österreich, doch ihre Lebensräume sind auf kleine Inseln im intensiv von der Landwirtschaft genutzten Gebiet zusammengeschrumpft. Umweltlandesrat Johannes Rauch (Grüne) appellierte deshalb an Montag an alle Verantwortlichen.

Bisher hätten die intensiven Bemühungen im Rahmen des Wiesenbrüterschutzprojekts des Naturschutzbundes sowie die Ausarbeitung von Artenschutzkonzepten den negativen Trend zwar verlangsamt, aufhalten konnten sie ihn aber nicht. "Werden nicht rasch verstärkte Bemühungen angesetzt, ist mit dem endgültigen Aussterben von Arten in Vorarlberg zu rechnen", sagte Rauch bei einem Pressegespräch in Dornbirn.

Spielregeln

Als Sorgenkinder gelten Brachvogel und Bekassine, der Kiebitz-Bestand konnte sich seit Beginn des Projekts etwas erholen. "Bei den Kiebitzen konnten wir 70 Brutpaare zählen, während es beim Brachvogel zehn und bei den Bekassinen lediglich ein bis zwei sind", erläuterte Biologe Jürgen Ulmer. Besonders wichtig sei es deshalb, sich besonders während der Brutzeit von Mitte März bis Mitte Juli an gewisse Spielregeln zu halten. "Bleiben Sie in den Riedgebieten auf den Wegen und nehmen Sie Ihren Hund an die Leine", adressierte Rauch an Spaziergänger.

Die Geschäftsführerin des Naturschutzbundes Vorarlberg, Bianca Burtscher, nannte den Erhalt von Feuchtwiesen und die Sicherung eines hohen Grundwasserspiegels als weitere wichtige Maßnahmen. Außerdem sollten steile Böschungen bei Gräben abgeflacht und zu tiefe Gräben vermieden werden, "weil sie zu stark entwässern", sagte Burtscher zur APA.

Gelege- und Kükenverluste könnten ebenfalls bereits durch einfache Maßnahmen vermieden werden. Voraussetzung hierfür ist eine enge Kooperation zwischen Landwirt und Vogelkundler. "Man kann zum Beispiel im Rahmen eines Vertragsnaturschutz mit Landwirten, auf deren Äcker viele Kiebitze brüten, ausmachen, dass sie diese Flächen zwischen 10. März und 10. Mai nicht bewirtschaften", erklärte Burtscher. Dafür erhielten die Bauern dann eine Ausgleichszahlung. Das System dieser Zahlungen werde derzeit vom Land ausgebaut.

Wenn das nicht gehe, bitte man Bauern, einen Vogelkundler vor der Bewirtschaftung zu kontaktieren. Dieser markiere dann das Nest mit einem Stock. "Das ist ein bisschen Aufwand, aber der Bauer verliert nicht viel", sagte die Naturschutzbund-Geschäftsführerin. Im nördlichen Schweizer Ried, etwas weniger im südlichen Schweizer Ried und um Rheindelta werde dieses System bereits angewandt.