Gar erstaunliches trägt sich dieser Tage in der Katholischen Kirche zu. Schon zu Beginn der vergangenen Woche gab die vatikanische Glaubenskongregation die Devise aus, dass gleichgeschlechtlichen Paaren kein kirchlicher Segen zustehe. Eine Erklärung, die Widerspruch auslöste – mit etwas Verspätung diese Woche auch in Österreich. Von Kardinal Christoph Schönborn („nicht glücklich“) abwärts äußerten hochrangige geistliche Würdenträger mehr oder weniger deutliche Kritik am Vatikan. „Enttäuscht“ zeigte sich der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl über die Entscheidung. Das werfe „gar kein gutes Licht auf unsere Familienarbeit". Der Kärntner Bischof Josef Marketz betonte sogar, dass er homosexuelle Paare trotzdem segnen würde: „Sie leben auch Freundschaft, Liebe und Verantwortung und haben dafür einen Segen verdient.“ Ob die Genannten eine Rüge aus dem Vatikan zu hören bekamen, ist nicht überliefert. Des Protests scheint es jedenfalls schon wieder genug zu sein. Kirchen mit Regenbogenfahnen zu beflaggen, davon rät man den Pfarren nun lieber ab.

Gleichberechtigung, Offenheit und Diversität spiegeln sich längst auch in der Populärkultur wider. „Die Zeit der weißen Superhelden ist vorbei“, schreibt Kollege Andreas Kanatschnig in seiner formidablen Bestandsaufnahme über die Welt der Comics, die mittlerweile eine muslimische Ms. Marvel, einen homosexuellen Green Lantern oder einen afroamerikanischen Captain America zu bieten hat.

Wie divers die Jugend dieses Landes geworden ist, zeigte am Abend die ORF-Castingshow Starmania 21. Einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben großartige Stimmen, zeitgemäß in Szene zu setzen vermag sie der ORF nicht. Biedere Machart, grauenhafte Outfits, eine fade Jury. Unser TV-Experte Christian Ude, der als Song-Contest-Aficionado mit den Grenzen des Erträglichen durchaus Erfahrung hat, lässt in seinem messerscharfen Kommentar kein gutes Haar an den ORF-Verantwortlichen. „So richtig in den Sand gesetzt“ und „zum Fürchten daneben“ sei diese Neuauflage.

In die Finalshows geschafft haben es unter anderem die stimmgewaltige Kärntnerin Julia Wastian („In the arms of an angel“) und der mitreißende Grazer Fred Owusu. Seine Interpretation des Soul-Jazz-Klassikers „Sunny“ sorgte für gute Laune und positive Vibes. Hunderte „Sunny“-Versionen wurden schon aufgenommen – etwa von Frank Sinatra, Cher, Ella Fitzgerald, Marvin Gaye, Tom Jones, Jose Feliciano, Boney M oder im Vorjahr auch Billie Eilish. US-Soulbarde Bobby Hebb veröffentlichte dieses kleine Meisterwerk 1966, geschrieben hatte er „Sunny“ schon 1963 in Zeiten der Trauer: Sein Bruder Hal wurde vor einem Nachtclub in Nashville erstochen, einen Tag nach der Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy. Ein Song voll Liebe, Hoffnungsfreude und Gedanken an glücklichere Tage. Ein musikalischer Regenbogen. Mit sonniger Grundstimmung lassen sich schwere Zeiten besser ertragen als mit lausiger, meinte Bobby Hebb. Eine Maxime, die auch in inzidenzgeplagten Tagen wie diesen sehr hilfreich sein kann.

Ein frühlingsgefühlvolles Wochenende wünscht