Der Vorgang ist unbritisch. Ex-Premier Sir John Major zehrt seinen Parteikollegen, Premier Boris Johnson vor Gericht. Üblicherweise üben sich Regierungschefs mit Urteilen über ihre Nachfolger in typisch britischer, vornehmer Zurückhaltung. Doch Major sieht das Königreich in Gefahr. Er brachte in den Neunzigern den Maastricht-Vertrag selbst nur gegen den Widerstand der Eurospektiker bei den Tories durchs Unterhaus, weil im Parlament, im Land und in der Partei noch alles seine Ordnung hatte. Major wird Johnson nun vor, die Queen und das Parlament getäuscht zu haben. Ex-Premier David Cameron – Initiator des Brexit-Votums – nennt Johnsons Maßnahme „schäbig“, Major den Premier einen „unehrlichen Wohnungsmakler“.