Die Igel sind wieder unterwegs. Wenn man einen Garten und Glück hat, sieht man den einen oder anderen herumwuseln oder hört sie nächtens schnüffeln.

In den Tagen meiner Kindheit kannten diese Tiere nur eine Form der Gefahrenabwehr: Sie rollten sich zu einer festen Stachelkugel zusammen. Das half gegen Fuchs, Wolf und Bär. Dass dies aber im Falle eines nahenden Autos nicht gut ausgeht, wussten damals die wenigsten von ihnen.

Schon vor etlichen Jahren haben bayerische Wildbiologen herausgefunden, dass Igel mittlerweile bei Gefahr auch davonlaufen. Die genetische Information von angefahrenen, aber überlebenden Igeln wurde sehr rasch weitergegeben.

Neulich fand ich einen, der in einen Regenwasserschacht gefallen war. Das offenkundig erschöpfte Tier entzog sich all meinen Rettungsversuchen. Also legte ich ein Brett schräg in den Schacht.

Zumal mir der Kleine zu erschöpft schien, um die Notleiter zu erklimmen, stellte ich vorerst ein Schälchen Wasser hin. Dann befragte ich meine liebe Freundin R., eine Tierretterin von hoher Kompetenz, womit ich den scheuen Häftling sonst noch stärken könnte. Das Wichtigste vorweg: Keine Milch! Igel vertragen sie ganz schlecht.

R. empfahl indes: geriebene Nüsse, Haferflocken, geschälte Weintrauben, Äpfel, Bananen und eine viertel Kalziumtablette.

Fazit: Das Igelverlies war einen Tag später leer.

Ein köstliches Igel-Erlebnis hatte ich vor Kurzem. Ich saß auf einer Bank, als sich ein Igel näherte. Erst ein paar Zentimeter vor meinen Füßen wurde er meiner gewahr. Anders als seine bayerischen Kollegen machte er sofort die Kugel und verharrte ruhig. Ich ebenfalls. Alsbald war er offenbar eingeschlafen – und begann zu schnarchen!

Ich wollte ihn nicht wecken und stahl mich leise davon.