Als wir zum ersten Mal einen toten Spatzen unter dem Kirschbaum in unserem Garten begruben, fragte uns meine damals etwa sechsjährige älteste Tochter, während sie den winzigen Erdhügel mit Gänseblümchen schmückte: „Kommen Tiere auch in den Himmel, wenn sie gestorben sind?“

Nicht einmal ein befreundeter Priester konnte mir damals auf diese schlichte Frage eine Antwort geben, die ich als theologischer Laie verstand. Ob Tiere eine Seele haben, mag unentschieden bleiben. Fest steht für mich, dass zumindest höher entwickelte Arten Gefühle haben. Unsere kleine Hündin z. B. verfügt über ein überaus differenziertes Verhalten gegenüber ihren Mitgeschöpfen. Während sie die vier hauseigenen Katzen indifferent (Mademoiselle, Mia) bis kumpelhaft (Zizou) oder zärtlich (Alaska) behandelt, jagt sie fremde Stubentiger erbarmungslos quer über unsere Liegenschaft.
Ihre Begrüßungsrituale könnten vielfältiger nicht sei. Wenn sich meine Frau, Antonia oder Sophie in der Haustür zeigen, springt sie minutenlang an ihnen hoch, gibt zärtliche Winsellaute von sich und zieht die Lefzen über die Zähne, sodass es aussieht, als würde sie glücklich lachen.

Vor allem macht sie das bei Sophie, die in Wien studiert und nur selten heimkommen kann. Und das, obwohl sie jedes Mal damit rechnen muss, von unserer angehenden Tierärztin entwurmt, getrimmt oder geimpft zu werden.