Es wirkte so schön: Nordkoreas Diktator Kim Jong-un wacht eines Morgens auf und ist ein völlig veränderter Mensch. Er sieht überall Friedenstauben und verspricht gleich, alle seine Atomwaffen zu verschrotten. In harmonischen Gesprächen mit dem Präsidenten der USA, gestern noch sein Erzfeind, gelobt er eine Öffnung des Landes.
Wer ihn so verstanden hat, muss alle Mitteilungen Nordkoreas durch die rosa Brille gelesen haben. Es war von Anfang an klar, dass Kim seinen Sonderstatus als Herrscher über eine Atommacht behalten will. Er hat allenfalls Konzessionen bei Waffenproduktion und -tests angeboten. Die USA haben ihm diese Andeutungen aus der Hand gerissen und sie gleich als Maximalangebot eines morgen schon atomwaffenfreien Korea gedeutet. Trumps Sicherheitsberater John Bolton hatte schon davor fabuliert, alle nordkoreanischen Massenvernichtungswaffen bald in die USA abtransportieren zu lassen.