Stehen Sie heute schon in den Startlöchern zum großen Einkaufstag, um sämtliche Geschenklisten abzuarbeiten? Möglicherweise zählen Sie aber zu jenen, die die vorweihnachtliche Turbogeschwindigkeit auf Rolltreppen und Einkaufsstraßen  mit überfüllten Parkplätzen und non-stop-Jingle-Bell-Berieselung/Belästigung weniger anziehend finden und lieber zu Hause den Marienfeiertag zelebrieren und sich genüsslich vorstellen,  was ihnen da an Gedränge, Geschubse, Gehupe, überarbeiteten und deshalb genervten Verkäuferinnen erspart bleibt.

Andererseits: Was für eine Freiheit, heuer wieder ohne G(eimpft-Genesen)-Vorschriften so richtig in den Advent-Einkaufsrummel mit all den Punschständen und Christmas-Songs eintauchen zu können. Vorbei die Ausnahmesituation des vorjährigen 8.12., als es an diesem Tag still geblieben ist. Und jeder die früher so oft herbeigesehnte Besinnlichkeit und Ruhe des Advents genießen hätte können. Vor einem Jahr war es am 8. Dezember still, sehr still. Für nicht wenige verstörend still. Da ging der Einkaufstag manchen schmerzlich ab. Wer also heute über Staus oder den ein oder anderen Rempler auf der Rolltreppe klagt, möge sich daran erinnern und sich an Gedränge und nervös hupenden Autofahrern erfreuen. Die Vorweihnachtszeit hat uns wieder – mit offenen Geschäften, herumhetzenden, aber auch gemütlich flanierenden Menschen, die gemeinsam für jene Adventstimmung sorgen, die letztes Jahr fehlte. Ob sie wirklich fehlte? Letzteres hängt wohl vom persönlichen Glücksindex ab, zu dem Therapeuten raten. Jener Glücksindex, bei dem sich jeder selbst fragt, was für ihn zum Glücklichsein gehört.

All jenen, die in den heutigen Marienfeiertag und in den Advent, diese Zeit des Wartens, eintauchen möchten, empfehle ich in unserer heutigen Ausgabe den Essay des Philosophen Peter Strasser über Sinn und Ende des Wartens. Er schreibt, Erlösung finde nicht statt, Erlösung ist. Nur seien unsere Sinne zu schwach, zu wehleidig, um im erlösten Sein der Dinge zu verweilen. Doch einmal im Jahr würden wir unter den Glanz des Sterns über dem Stall treten – und mit uns alles, was ist, war und sein wird.

Einen schönen Feiertag im Sinne Ihres persönlichen Glücksindex wünscht Ihnen