Vielleicht fällt es Ihnen auf, aber manchmal machen wir vorne in der Zeitung neuerdings schräge Sachen. Bewusst brechen wir das Gewichtige und erschaffen so etwas wie eine neue Wichtigkeit des vermeintlich Unwichtigen. Es ist der Versuch einer Antwort auf das Bedürfnis vieler Leserinnen und Leser, der Schwerkraft des Düsteren etwas entgegenzusetzen. "Gebt uns zwischendurch Luft zum Atmen", mahnte ein Abonnent.

Das Leiden unter einer Überdosis Wirklichkeit ist zum breiten Grundgefühl geworden. Wir bemühen uns, so gut es geht, um Linderung. Aus dieser Motivlage ist das heutige "Thema des Tages" entstanden: eine analytische Vorschau auf das Retro-Format "Wetten, dass..?", das morgen Abend im Fernsehen zu sehen ist, mit Bagger, Plattentellern und Buntstiften. Es ist eine Art Entlastungsfernsehen. Es bedient das Bedürfnis nach besseren Zeiten, schreibt Christian Ude in seiner phänomenologischen Betrachtung.

Das Bedürfnis muss groß sein, mehr als eine Million haben bei der ersten Exhumierung vor einem Jahr zugeschaut. Es ist der letzte heroische Versuch, das alte Familienzusammenführungsfernsehen auferstehen zu lassen, als Rückbindung an Kindheitszeiten, als es das Wort "vorschlafen" im elterlichen Wortschatz gab und später nie mehr. Es war die Zutrittskarte für einen exklusiven Liegeplatz am Boden, mit Pyjama und Bettdecke.

Ude porträtiert das Format als kühnen, trotzigen Gegenentwurf zur großen digitalen Selbstvereinzelung, wo sich das erschöpfte Ich in den Sturzfluten der Streaming- und Social-Media-Angebote zunehmend verliere und abhandenkomme. Die uferlose Vielfalt und Segmentierung habe das Lagerfeuer ausgeblasen, so Ude.

Thomas Gottschalk, der große, alte "Sonnenkönig der Unterhaltung", will es noch einmal entzünden und das Unzeitgemäße wagen: die Synchronisierung der Milieus und Generationen. Der Schriftsteller Florian Illies, der im Text zitiert wird, hat den Zauber der Sendung einmal so beschrieben: "Niemals wieder hatte man in späteren Jahren das sichere Gefühl, zu einem bestimmten Zeitpunkt genau das Richtige zu tun".

Vielleicht schafft das sonst noch der Fußball, aber seit Katar ist auch das kompliziert geworden. Das Richtige findet sich plötzlich im Falschen wieder. Im Zweifel dann doch für Friedrichshafen, eine Stadt, die es nur gibt, weil es Gottschalk gibt, wettet mit guten Wünschen für den Tag