Eigentlich sollte Joe Biden in diesen Tagen bester Laune sein. In der vergangenen Woche verabschiedete der Senat ein massives Infrastrukturpaket – mehr als eine Billion Dollar schwer –, das die bröckelnden amerikanischen Straßen und Brücken fit für die Zukunft machen soll. Es war genau die Art Erfolg, die der Präsident seinen Wählern versprochen hatte: pragmatisch, überparteilich, groß. Doch auskosten konnte Biden seinen Triumph nicht. Das machte der Fall von Kabul unmöglich.

Die chaotischen Szenen aus Afghanistan sind für den Präsidenten ein Risiko. Schließlich galt er aufgrund seiner jahrzehntelangen Erfahrung im Senat und als Vizepräsident vor allem mit Blick auf die Außenpolitik als sichere Wahl. Als jemand, der nach den unberechenbaren Trump-Jahren wieder Stabilität in Amerikas internationalen Kurs bringen würde. Doch dieses Bild dürfte durch den offensichtlich schlecht vorbereiteten Abzug der amerikanischen Truppen und die schnelle Kapitulation der afghanischen Regierung Kratzer bekommen haben. Ob das angesichts der politischen Weichenstellungen seines Vorgängers fair ist, spielt keine Rolle. Biden ist Präsident. Die Verantwortung liegt bei ihm.