Es gehört gewiss nicht zu den Lustbarkeiten eines Journalisten, seinen künftigen Chef vor laufender Kamera hochnotpeinlich zu befragen. Armin Wolf hat auf Roland Weißmann keine andere Fragetechnik angewandt als auf seine übrigen Gesprächspartner. Vor allem die Methode, Fragen einfach zu wiederholen, wenn sie unbeantwortet blieben, erwies sich als aufschlussreich.

Ob er andere „Freundeskreise“ als den der ÖVP denn auch besucht habe, wollte Wolf wissen. Freundeskreise, zur Erklärung, versammeln die von derselben Partei entsandten Stiftungsräte. Man berät und stimmt sich ab, das stärkt das unabhängige Denken. Weißmann blieb ebenso hartnäckig wie Wolf und beantwortete die Frage durch Nichtbeantwortung. Er habe zu allen Stiftungsräten und Freundeskreisen Kontakt, das sei üblich und notwendig, um größere Projekte abzustimmen. Das machten auch andere. Im übrigen sei er nicht der Kandidat der Regierung, sondern ein unabhängiger Kandidat für eine Position. Nach einem Abstimmungsergebnis, das genau die Grenzen der Parteizugehörigkeit nachzieht, eine kühne Antwort. 

Sein Vorgänger ging nach 15 Jahren erstaunlich weinerlich ab. „Die Regierung hat entschieden, mich abzusetzen und das hat der Stiftungsrat jetzt auch so gemacht“, sagte er im Abgang, wie unser Medienredakteur Christian Ude vom Küniglberg berichtet. Kontakt zu den Stiftungsräten, wie es früher bei deren unvermeidlichen Gängen zum WC möglich war, schied diesmal als Informationsquelle aus. Die Journalisten waren in ein anderes Stockwerk verbannt, sicher ist sicher.

In der Bewertung der Entscheidung der Stiftungsräte bleibt Daniel Hadlers Leitartikel offen. Günstigstenfalls sei die Wahl eine Weichenstellung „für einen modernen, vielfältigen ORF“, schlimmstenfalls eine „für die ÖVP, die glaubt, den ORF in den kommenden Jahren als erweitertes Medienwerkzeug verwenden zu können“.

Eines kann man nach dem ersten Interview nach der Wahl immerhin sagen: lustig ist er nicht, der neue Chef. Gert Bacher, erzählt Wolf, habe einst das „Betthupferl“ als seine Lieblingssendung bezeichnet, und er? Weißmann nennt die ZiB 1 und die ZiB 2. Aha.