Ein Leser aus dem Lavanttal hat genug.Unsere Corona-Berichterstattung will er nicht mehr lesen. „Jede noch so kleine Geschichte wird zu einer Riesenschlagzeile aufgebauscht“, schreibt er per Mail. Und auch sonst war ihm die Kleine Zeitung in den vergangenen Tagen zu düster. Auf der Titelseite wurde „über einen möglichen Atomunfall im Kernkraftwerk Krško fabuliert“, konstatiert er. Und weiter: „Damit der Alarmismus möglichst nicht abnimmt dann die nächste Titelgeschichte über die Bedrohung der Landwirtschaft durch den Klimawandel und die Prophezeiung, dass wir heuer ein Katastrophenjahr erleben werden und als i-Tüpferl dann noch die Warnung vor dem Hantavirus . . .“ Zusammengefasst: „Was wollen Sie mit einer derartig negativen Berichterstattung eigentlich bezwecken? Gibt es keine anderen interessanten Themen, über die es sich seriös und ohne Schaum vor dem Mund zu berichten lohnt? Mir würde da schon das eine oder andere einfallen und bin ich mir auch sicher, dass der Weltuntergang nicht unmittelbar bevorsteht, auch wenn Ihre Tageszeitung tagtäglich einen anderen Eindruck erweckt.“

Das sitzt. Und selbstkritisch blicken wir auf unser Tagwerk. Oft ist das tatsächlich eine geballte Ladung an negativen Inhalten, die wir da online und für die Zeitung produzieren. Eine zu „schwere“ Ausgabe, sagen wir dann im Zeitungsjargon. Wir wissen, dass wir oft zu sehr auf das Negative konzentriert sind und geloben Besserung. Vortrefflich lässt sich über jede einzelne Geschichte diskutieren – über die Dimension, die Gewichtung, die Wahl der GesprächspartnerInnen, welche Aspekte in den Fokus gerückt werden. Letztlich ist es aber auch unsere ureigenste Aufgabe, Fehlentwicklungen und Bedrohungen nicht auszublenden. „Vermeidungsstrategien sind immer problematisch“, heißt es in der Medienforschung. „Sagen, was ist“, schrieb Spiegel-Gründer Rudolf Augstein. Kontrolle, Kritik, Information, auch Meinungsbildung. Um Alarmismus oder Schaum vor dem Mund geht es uns bei Themen wie Krško oder den Einfluss des Klimawandels auf die Landwirtschaft nicht. Medien haben auch eine „Frühwarnfunktion“, wie Medienforscher es nennen. Frühzeitig auf problematische Entwicklungen wie etwa die Klimaerwärmung hinzuweisen, um gesellschaftliche Lernprozesse zu initiieren, zu unterstützen. Ein hehres Ziel, das immer wieder mit Scheitern einhergeht.

All das Schöne, das Positive, das Inspirierende, das diese Welt mit ihren verkorksten Protagonisten für uns zu bieten hat, findet auch Platz in unserer Berichterstattung. Womöglich nicht genug, weil uns die Realität mit all ihren Irrungen und Wirrungen überrollt. Manchmal schafft es eine dieser „leichteren“ Geschichten auf die Titelseite. Da bekommen wir dann Mails mit Inhalten wie „Gibt es keine wichtigeren Themen, über die Sie berichten können?“. Auch darüber reflektieren wir. Und üben weiter unseren täglichen Spagat.

Bereit für Positives?Bitte hier entlang, um die sommerlichen Sehnsuchtsorte unserer Redakteurinnen und Redakteure zu entdecken. Tagträumen, in Erinnerungen schwelgen, die Leichtigkeit des Seins zelebrieren. Weil es Kollege Daniel Hadler diese Woche besonders schön aufgeschrieben hat, erlaube ich mir, ihn hier zu zitieren: „Was Sehnsuchtsorte eint, ist ihre Einfachheit, ja Banalität im Grunde. Getragen von der nostalgischen Illusion, etwas im Leben ließe sich festhalten und wiedererleben. Wenn man nur wollte, ja wenn man nur wollte.“

Bleiben Sie optimistisch!