Bischöfe müssen zwangsläufig optimistischer sein als Soziologen. Letztere zweifeln daran, dass uns die Coronakrise nachhaltig positiv verändern wird. Dass sie solidarischer machen wird oder umweltfreundlicher. Oder dass sie uns sogar, wie ein deutscher Philosoph meint, vom Joch des „Burn-out-Kapitalismus“ befreien wird, weil die jetzt für immer zerstörte Normalität in einem bestimmten Sinne nicht normal, sondern letal gewesen sei. Österreichs Bischöfe wiederum hoffen in ihrem Hirtenbrief zu Pfingsten auf eine „geistvoll erneuerte Normalität“, die nach der Coronakrise realisiert werden soll. Geistvoll erneuert? Das klingt spannend und optimistisch. Wie der Wunsch der Bischöfe nach einem armutsfesten Sozialstaat. Oder ihre Aufforderung, eine neue Debatte über ein einkommensunabhängiges Grundeinkommen zu starten. Ob das die Lösung im Kampf gegen Armut nach Corona sein könnte? Einiges würde dafürsprechen, wenn es nicht auch eine hässliche Kehrseite hätte. Wie meinte gerade ein deutscher Gewerkschaftspräsident? Ein Grundeinkommen sei nichts anderes als eine Abwrackprämie für Menschen zur Entlastung des Arbeitsmarktes, weil man zu unkreativ für andere Lösungen sei. Harte Worte. Und treffende, weil Arbeit mehr bedeutet als eine monatliche Gehaltsüberweisung. Deshalb könnten Menschen, wie er warnt, nicht einfach mit einer Prämie stillgelegt werden.
Nein, diese Kehrseite eines Grundgehalts passt nicht in eine geistvoll erneuerte Normalität. Zu dieser passt eher die Hoffnung des Philosophen Alain de Botton. Er rät zu fröhlichem Pessimismus mit Galgenhumor, hofft aber, dass „wir jetzt vielleicht eine bessere Welt bekommen“.
Ein fröhlicher Pessimist hat bei diesem Wunsch zumindest einen Vorteil: Er kann nicht wirklich enttäuscht werden, wenn sich seine Hoffnung nicht erfüllt.