Der beschauliche Abend neigte sich dem Ende zu, als Tobias Moretti die Bemerkung fallen ließ: „Die Kunst hat ihren Zenit überschritten. Wie im Übrigen auch unsere Zivilisation.“ Ehe Moretti im adventlichen Ambiente zum Abgesang auf die abendländische Kultur anheben konnte, die Verirrungen des menschlichen Geistes, die kollektive Uneinsichtigkeit anprangern wollte, fuhr Martin Kusej, der geniale Theatermacher, dazwischen und beendete mit einem Einwurf die anschwellende Apokalypse. „Schon Platon klagte über die Verlotterung der Jugend.“ Das Zitat, das Sokrates zugeschrieben wird, ersparte Kusej den Gästen beim Salon der Kleinen Zeitung. „Die Jugend liebt heute den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten, schwatzt, wo sie arbeiten soll. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten, widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, tyrannisieren ihre Lehrer.“